Schon seit vielen Jahren hat mich das Soldatenschicksal meines Großvaters interessiert. Außer einigen Fotos und ein paar Feldpostbriefen, die noch aus der Anfangszeit des Krieges stammen, hatte ich nicht viel. Im Jahre 1971 erhielt dann meine Mutter eine Nachricht vom DRK-Suchdienst in München. Darin hieß es, dass mein Großvater mit hoher Wahrscheinlichkeit am 27. Dezember 1944 ca. 60 km westlich von Riga im Raum Tukkum gefallen sei. Das war alles. Und genau das war mir zu wenig. Seit September 1999 suche ich nun sehr intensiv nach Informationen, die es mir ermöglichen, seinen soldatischen Werdegang zu rekonstruieren und auch vor allen Dingen seine letzte Ruhestätte in Kurland zu finden.
Ich hätte am Anfang dieser Sucharbeit nie gedacht, dass man heute noch so viele Details ausfindig machen kann. Selbst über 60 Jahre nach Kriegsende liegen noch immer sehr viele Akten und Informationen in verschiedenen Archiven und Dienststellen verborgen. In den allermeisten Fällen lohnt es sich, diese Informationen anzufordern. Danach ergibt sich dann schon oft der nächste Schritt und Stück für Stück setzen sich dann diese vielen einzelnen Informationen wie ein Mosaik zusammen und ergeben dann ein immer klareres Bild vom Lebens- und Leidensweg dieser damals jungen Soldaten.
Vielen Menschen, die mit dem Schicksal eines gefallenen, oder vermissten Familienmitgliedes abgeschlossen haben, mögen diese Seiten uninteressant erscheinen. Andere wiederum machen sich vielleicht auch so ihre Gedanken und belassen es jedoch dabei. Dann gibt es aber auch noch sehr viele Menschen, denen es nicht gleichgütig ist wo sich die letzte Ruhestätte ihres Ehemannes, Vaters oder Großvaters befindet. Sie wollen ebenso wie ich wissen was damals geschah. Aus diesem Grund habe ich zusammen mit meinem Neffen diese Seiten ins Leben gerufen. Während der letzten Jahre habe ich sehr viel Material über den sogenannten Kurland-Kessel sammeln können. Diese Informationen möchte ich hier auf diesen Seiten in groben Zügen zur Verfügung stellen. Sie sollen für all jene eine Hilfe darstellen, die ebenfalls von einer gewissen Unruhe ergriffen sind und ganz einfach mehr darüber wissen wollen.
Es sind auch einige meiner persönlichen Eindrücke hier zu finden, die ich bei meinen Reisen nach Lettland im September 2001 und 2003 gewonnen habe. Vielleicht lassen sich ja noch andere Menschen dazu ermutigen, auch diesen Schritt zu gehen und dieses schöne Land mit seinen freundlichen und hilfsbereiten Bewohnern näher kennen zu lernen und um dann danach möglicherweise sagen zu können: "Ich war dort in Kurland und habe nun endlich Abschied von meinem Angehörigen nehmen können....". Und wenn man dann wieder zu Hause ist, wird man feststellen, dass ein Grossteil dieser inneren Unruhe - die einem jahrelang begleitet hat - auf den ehemaligen Schlachtfeldern von Kurland zurückgeblieben ist...
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