281.Infanterie-Division Die 207., später 281. Infanterie-Division



Diese Division, anfangs mit 207., später mit 281. bezeichnet, hat keine stehende Truppeneinheit als Vorgängerin, ist vielmehr unter dem Zeitgeschehen nach dem ersten Weltkrieg fast von sich aus entstanden, von den bodenständigen Bürgern Ostpommerns gebildet und getragen. Das hat dem Verband zähe Beständigkeit verliehen, die noch zur Zeit dieses Berichtes, mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Mobilmachung der Division ihre überlebenden, alten Soldaten an einander bindet.
Schon 1919 sammeln klar denkende Männer Freiwillige um sich, besorgen Ausrüstung und betreiben Ausbildung und Einteilung, um den von Osten drohenden Gefahren zu begegnen und die wenigen Bataillone Reichswehr notfalls zu verstärken. 1920/21 beginnt der damalige Major a.D. Kurt von Briesen, mit überlegener Führungskunst und Ausdauer die örtlichen Verbände mit einander zu verbinden und Planung und Organisation hierfür im weiten Raum Ostpommerns aufzubauen. Dass dieser Teil Ostdeutschlands nicht schon damals dem Deutschen Reich in seiner Ohnmacht entrissen worden ist, beruht sicher sehr auf diesem Selbstbehauptungswillen seiner Bürger.
Major von Briesen ist für mehr als anderthalb Jahrzehnte der Mittelpunkt und die Kraft, die 207. Inf.-Div. (und weitere Grenzschutzeinheiten) in unermüdlichem und weitschauenden Wirken entstehen zu lassen.
Zwischen 1920 und 1935 formieren sich Truppeneinheiten - auf dem Papier - denn fast alle ihre "Soldaten" stehen im bürgerlichen Leben. Wegen dieser Zusammensetzung und ihrer eigentlichen Aufgaben erhält der Verband die Bezeichnung "207. (Landwehr-) Infanterie-Division", aber schon der erste Einsatz macht den leidigen Beinamen "Landwehr" hinfällig.
Die Ausrüstung liegt 1939 bereit. Dem Mobilmachungskalender nach soll die Division in drei Tagen aufgestellt sein. Sie hätte die Grenzsicherung in der starken "Pommernstellung" zu übernehmen. Der Truppe gehören auch viele knapp und manche unausgebildeten Soldaten an. Der Mobilmachungskalender sieht mehrere Wochen Ausbildung auf einem Truppenübungsplatz nach der Mobilmachung, also vor dem ersten Kampfeinsatz vor.

Gliederung:

der 207. (Landwehr-)Infanterie-Division am 26.8.1939:

Divisionskommandeur: Gen.Maj. von Tiedemann Divisionsstab

  • Inf.-Regiment 322, Maj. von Kröcher
  • Inf.-Regiment 368, Gen.Maj. von Oesterreich Inf.-Regiment 374, Oberst Klemm
  • Art.-Regiment 207, Oberst Metger
  • Aufklärungs-Abteilung 207
  • Nachrichten-Abteilung 207
  • Panzerabwehr- Abteilung 207
  • Pionier-Bataillon 207
  • Divisions-Versorgungseinheiten.

Die Division unterscheidet sich wegen der Grenzverteidigungsaufgabe sehr von der "normalen" Infanterie-Division Statt der MG-Kompanie im Bataillon gibt es einen schweren MG-Zug bei jeder Infanteriekompanie. Leichte und schwere Maschinengewehre sind noch die wassergekühlten MG 08/15. Granatwerfer gibt es nicht. Jedes Inf.-Regiment hat als 15. eine Pionierkompanie. Die Artillerie ist noch mit den älteren Feldkanonen 96/16 und Haubitzen 16 ausgerüstet. Die Aufklärungs- und die Panzerabwehr-Abteilung sind motorisiert, alle anderen Fahrzeuge (außer einigen der Stäbe) pferdebespannt. Der Infanterist marschiert zu Fuß.

Feldzug in Polen


Die stehenden Verbände des deutschen Heeres rücken im August 1939 an die Reichsgrenzen. Die Verhandlungen mit Polen um eine friedliche Lösung erstarren. Am 25./ 26.8. 1939 wird die 207. Inf.-Div mobilgemacht. Entgegen früheren Plänen werden alle vor Ort verfügbaren Kräfte mit zum Vormarsch bestimmt. So wird die 207. Inf.-Div. schon zwei Tage nach Mobilmachung mit der Bahn in den Raum Bütow (Nordostpommern) verlegt. Führungskunst, Selbsthilfe und Selbstbehauptung müssen ersetzen, was der Truppe an Grundlagen fehlt.
Am 2.9.1939 morgens überschreitet die Division ostwärts Bütow die polnische Grenze in Richtung auf die Südwestecke des "Freistaates Danzig". Schon am selben Abend besteht Verbindung dorthin. Der Weg Polens zur Ostsee ist abgeschnitten. Die Division kämpft sich zügig nach Norden vor. Die polnischen Verbände müssen ihre Hafenstadt Gdingen aufgeben. Schon am 10.9.39 sehen sie sich - mit der Ostsee im Rücken - auf der Hochfläche "Oxhöfter Kämpe" und der Halbinsel Hela eingeschlossen. In zähen, verlustreichen Kämpfen gegen polnische Eliteverbände gewinnt die Division am 19.9.39 die Oxhöfter Kämpe, am 1.10.39 die Halbinsel Hela.
H.G. Albrecht berichtet: "...So am hellichten Tag unten am Strand ohne Deckung auf die Polen zu zulaufen? ... In diesen fünf Minuten, wo es über uns pfeift und zischt, donnert und kracht, muss es geschafft werden. Wir planschen durch das Wasser, die Lungen pfeifen, und nass wie die Pudel liegen wir dann - noch lebendig - an der Düne, unserem ersten Ziel... Da hebt sich ein fremder Stahlhelm vor mir über die Brustwehr. Dreimal draufgehalten. Dann ertönt lautes Schreien und Getrampel... Vom Bunkerausgang gehen drei Gräben strahlenförmig ab. Darüber hinweg flitzen die Polen jetzt einzeln und in ganzen Gruppen in wilder Flucht. ... Max und ich sind bestrebt, sie am Laufen zu halten. Abwechselnd schießen, dann wieder stürmen wir, laut hurra schreiend, hinter ihnen her."

Erste Umgliederung


Gegen Ende Oktober 1939 wird die Division nach Westen an den Niederrhein verlegt, umgegliedert und verjüngt. Die Pionierkompanien der Inf.-Regimenter schrumpfen zu Pionierzügen. Aus den sMG-Zügen der Kompanien werden sMG-Kompanien, eine je Bataillon. Noch muss sich die Truppe mit den alten Waffenmodellen begnügen. Aber nach der von höchster Stelle ausgesprochenen Anerkennung der vorangegangenen Bewährung heißt der Verband jetzt "207. Infanterie-Division".

Feldzug im Westen


Am 10.Mai 1940 morgens überschreitet die Division die holländische Grenze in Richtung Arnheim. Am nächsten Abend erreicht sie die stark ausgebaute holländische Verteidigung, die "Grebbe-Linie" westlich von Arnheim. Am selben Tag schon und den beiden nächsten greift die verstärkte Division diese Stellung an. In überaus zähem Kampf werden am 15.Mai Ein- und Durchbruch erzielt.
Der damalige Ic der Division, der später so tragisch zu Tode gekommene Hptm. Rechlin, hat darüber berichtet: "Um den Einbruch in diese Stellung zu erzwingen, stößt Lt. Kundenreich an der Spitze seines Zuges an einer günstig erscheinenden Stelle entschlossen vor. Er zwängt sich förmlich mit den vordersten Leuten in die Feindstellung in dem unübersichtlichen Gelände hinein. In diesem Augenblick zwingen ihn und seinen Zug feindliche MG aus Flankierungsanlagen zu Boden. Trotzdem gelingt es, bis zum Nahkampf an eine Anlage heranzukommen. Seine letzte Handgranate schleudert der Leutnant nach ruhigem Abwägen genau in die Scharte des feindlichen Kampfstandes, dann sinkt er lautlos um. Seine letzte Bewegung war Kampf. Sein unbeugsamer Siegeswille brachte nach seinem Tod den Erfolg... "
Am 15.Mai 1940 ergeben sich die Festung Utrecht und das restliche holländische Staatsgebiet, die "Festung Holland". - In ständigen Fußmärschen folgt dann die 207. Inf.-Div. als Reserve dem Vormarsch nach Süden. Nach Ende des Westfeldzuges wird sie Mitte Juli 1940 im Bahntransport in ihre Aufstellungsräume nach Ostpommern verlegt. Schon zeichnet sich der allmähliche Aufmarsch im Osten ab.

Zweite Umgliederung:


Für den bevorstehenden Feldzug im Osten gewinnen die Größe des Operationsgebietes und sein fächerartiges Zunehmen nach Osten hin eine bisher unbekannte Bedeutung. Flanken und Frontlücken werden zu sichern, abgedrängte Feindverbände auszuschalten sein. Für diese neuen Aufgaben werden aus der 207. Inf.-Div. drei neue Divisionen gebildet und mit zusätzlichen Einheiten vervollständigt. Ein Infanterie-Regiment mit einer leichten Artillerie-Abteilung bildet die "Eingreifgruppe" jeder dieser neuen Divisionen. Die Truppe wird besser bewaffnet: Die Infanterie erhält das leichte und schwere MG 34 und Granatwerfer, die Artillerie die leichte Feldhaubitze 18 mit 10,5 cm Kaliber. Erst drei Jahre später und nur unter dem Geschick ihrer Kompaniechefs können die Panzer-Jäger-Kompanien mit 7,5 cm-Kanonen anstatt der gegen Panzer nutzlosen 3,7 cm-Kanonen ausgerüstet werden. Die Schützenkompanien erhalten Fahrräder zur schnelleren Beweglichkeit, bei den russischen Landwegen sehr bald lästiger Ballast!

Gliederung am 21.06.1941

Sich.-Div. 207:
  • Gen.-Lt. v. Tiedemann
  • Inf.-Rgt. 374 Oberst Klemm
  • I./Art.-Rgt. 207 Maj. Karow
  • Divisionsnachschub mit 3 leichten u. 1 mot. Kolonne
    Maj. Bahner
Sich.-Div. 281:
  • Gen.-Lt. Beyer
  • Inf.-Rgt. 368 Oberstlt. Leopold
  • II./Art.-Rgt. 207 Maj. Bahr
  • Divisionsnachschub mit 3 leichten u. 1 mot. Kolonne
    Maj. Schubert
Sich.-Div. 285:
  • Gen.-Lt. v. Plotho
  • Inf.-Rgt. 322 Oberst Neidhold
  • III./Art.-Rgt. 207 Hptm. v. Beckedorf
  • Divisionsnachschub mit 3 leichten u. 1 mot. Kolonne

1 Feld-Nachrichtenkommandantur je Division
4 Feldkommandanturen mit mehreren Ortskommandanturen
Je Division 1 Landesschützen-Rgt. mit 2 Bataillonen


Einsätze:

(Getrennte Einsätze in Nordrußland 1941 - 1943:)

Mitte Mai 1941 rücken die Einheiten aus ihren ostpommerschen Unterkünften ab und erreichen mit großer Tiefenstaffelung innerhalb der Divisionen das ostpreußisch-litauische Grenzgebiet bis zum 20. Juni 1941.
Das Inf.-Rgt. 374 mit der I./Art.-Rgt.207 Überschreitet am 22.6.1941 kämpfend die Grenze. An die Tage vorher erinnert sich Dr.v.Below, damals Oblt. und Adj. III./374: "Wir standen einmal in einer Gruppe zur Einweisung dicht an der Grenze zusammen, als eine Doppelstreife auf der anderen Seite vorbeikam. Die Russen rissen ihre Gewehre von der Schulter und erwiesen uns Ehrenbezeigung durch Vorbeigehen in gerader Haltung mit 'Gewehr ab' und Blickwendung zu uns. Wir waren ganz frappiert."
Die Kampfgruppe Inf.-Rgt. 374 ; I./Art.-Rgt. 207 macht als Fronttruppe den Vorstoß bis zur Einschließung Leningrads mit und übernimmt schließlich einen Frontabschnitt bei Schlüsselburg am Ladogasee, später bei Ssinjawino.
Dort hat der Feind im Oktober 1942 die Höhe P8 genommen Ein Bataillon der 227. Inf.-Div. und das II./374 treten zum Gegenangriff an. Hans Klockow, Uffz. in der 5./374, schreibt: "...Als der Bereitstellungsraum erreicht ist, arbeitet jeder an seinem Deckungsloch. Langsam beginnt der Tag zu grauen. Die Nerven sind zum Zerreißen gespannt. Vor uns stehen immer noch welche und arbeiten. Da nehme ich mein Glas, traue meinen Augen kaum: Iwan legt noch Minen! Wenige Meter vor uns! Die Uhr rückt weiter, der Feuerzauber beginnt. Kaum die fünf Minuten abwartend, stürzt das II. Btl. vor. Aus hundert Kehlen erschallt lautes Hurra. Jeder Graben wird genommen, Bunker auf Bunker gestürmt, aber der Feind ist sehr zäh und verteidigt jeden Meter Boden. Von der 6.Kp. wird gerufen: 'Minen, Minen! Pioniere nach vorn!' Aber so lange will keiner warten, also hindurch durch den Teufelsacker! Man kann den Draht einiger Minen erkennen, hoch die Beine, wie Störche! Unser Bataillonsführer wird am Oberschenkel verwundet, aber er bleibt bei uns, lässt zwei erbeutete Geschütze umdrehen und auf den Iwan feuern. Nach 90 harten Minuten sind wir oben, das Angriffsziel ist erreicht!"
Am 12.Januar 1943 bricht ein russischer Großangriff zwischen Newa und Ssinjawinohöhen los. Der Feind will am Westufer des Ladogasees einen Landzugang nach Leningrad freikämpfen. "Der gesamte Raum," sagt Oblt. Seckelmann, "war ein Feuermeer!" Über die Newa kann der Feind durchbrechen. Das Inf.-Rgt. 374 an der Seefront hält, bis es sich verschossen hat. Zwischen Newa und Ssinjawinohöhen kann eine neue Linie aufgebaut werden. Teils unter furchtbaren Verlusten, teils in einem kühl durchgeführten Ausbruch des II. und III./374 gewinnen die abgeschnittenen Restverbände diese Linie. Noch sind schwere Gegenangriffe zu führen, harte Kampftage zu bestehen. Nach kurzen, weiteren Einsätzen wird das Inf.-Rgt. 374 zur Auffrischung herausgezogen. Die I./Art.-Rgt.207, der Sich.-Div. 207 entzogen, wird le. Heeres-Art.-Abt. 426.
Das Inf.-Rgt. 368 und die II./Art.-Rgt. 207 kommen Anfang August 1941 südwestlich des Ilmensees gegen vorgestoßene Feindkräfte im Angriff zum Einsatz und übernehmen nach wechselvollen Kampfaufgaben bei Wintereinbruch 1941 einen Abwehrabschnitt an der "Waldaj-Bahn". In der gewaltigen russischen Winteroffensive Anfang 1942 bewährt sich die Kampfgruppe außerordentlich, wird aber fast aufgerieben. So kommt nach kurzem Bahntransport nach Westen die 5./368 einzeln und hastig zum Einsatz. Oblt. Hinz, Kp.-Chef, hat wegen des Todes seines Kindes gerade Urlaub erhalten. Aber er will bei solchem Unternehmen nicht in Urlaub gehen, führt vielmehr seine Kompanie zum Einsatz nach Parfino, dem Ort an der Eisenbahnbrücke über den Lowat. Der Angriff der 5./368 bricht in der russischen Abwehr zusammen, Oblt. Hinz fällt. Der Rest der Kp. wird von Einsatz zu Einsatz geschickt. Bald auf weniger als Zugstärke zusammengeschmolzen, hält dieser Rest der 5./368 Ende Januar 1942 ein Dorf zwischen Bahnlinie und Ilmensee. Der Stützpunkt fällt einem russischen Angriff zum Opfer, seine Besatzung ist vermisst.
Im Februar muss der Feind erkennen, dass ihm zwar die Einschließung von sechs deutschen Divisionen im Raum Demjansk, aber weder ihre Vernichtung noch der Durchbruch in die Tiefe gelungen ist. Am 3. März geht eine 1000 Mann starke russische Skibrigade über den Sumpf zwischen den deutschen Stützpunkten nördlich Saprudno vor und verbirgt sich in dem riesigen Wald. Am 7.März um 1:00 Uhr nachts geben die Posten im Trossdorf Gr.Nowinka Alarm. Der Feind greift an! Es ist Vollmond und bitter kalt. Die beiden einzigen Maschinengewehre der Verteidiger fallen aus. Es kommt zum erbitterten Nahkampf. Die 6./Art.-Rgt. 207, nordostwärts Gr.Nowinka in Stellung, macht mit einem Geschütz kehrt und schafft Luft. Der nach Gr.Nowinka geschickte Beobachter der Batterie hält in seinem Beobachtungsstand in einem Haus noch aus, als die Russen an ihm schon vorüberlaufen, räumt es erst, als sie ins Haus eindringen. Ein Gegenstoß einer Kompanie der 30. Inf.-Div. schlägt durch, der Feind geht zurück. Im und vor dem Dorf liegen 400 gefallene Russen. Die 200 Mann starke deutsche Besatzung hat 50 Mann, dabei 18 Gefallene verloren.
In den nächsten Tagen kommt es zu weiteren Feindangriffen auf die Trossdörfer, bis der Feind, aufgerieben aufgibt.
Mitte März ist die riesige russische Winteroffensive südostwärts des Ilmensees festgefahren, gescheitert. - Im Sommer werden die Einheiten des Inf.-Rgt. 368 und der II./Art.-Rgt. 207 zusammengeführt und etwas ergänzt. Im Herbst 1942 werden die Infanterie-Regimenter des Heeres in "Grenadier-Regimenter" umbenannt. Die Kampfgruppe Gren.-Rgt. 368 mit II.Art.-Abt. 207 besteht die russische Herbstoffensive 1942 an der Waldaj-Bahn und nach Räumung des Kampfraumes Demjansk im Februar/ März 1943 den feindlichen Großangriff zum Durchbruch südlich Staraja Russa mit Auszeichnung und unter hohen Verlusten. Am 18.März erliegt Oberst Leopold, Kdr. des Inf.-Rgt. 368, seinen Verwundungen vom 14.März. - Nach Scheitern dieser Feindoffensive kann die Kampfgruppe erstmals aus dem Einsatz gezogen und aufgefrischt werden. Inf.-Rgt. 322 und III./Art.-Abt. 207, Eingreifgruppe der Sich.-Div. 285, sind ab Feldzugsbeginn lange mit ihrer Division im Einsatz. Sie erzwingt im August 1941 den Luga-Fluß-übergang und bereinigt den "Luga-Kessel" im Vorstoß auf Leningrad. Anfang 1942 fängt sie den über den Wolchow-Fluß durchgebrochenen Feind auf, eine ganz besondere Leistung, denn der Division ist ihr kampfkräftigster Teil, die Eingreifgruppe, schon entzogen. Die III./Art.-Rgt. 207 ist am Wolchow, das Inf.-Rgt. 322, oft bataillonsweise, am Wolchow und an der Newa eingesetzt und hin- und hergeworfen.
Anerkennende Tagesbefehle übergeordneter Befehlsstellen können bei allem Lob doch kaum wiedergeben, was der Soldat und die Einheiten geleistet haben. Die 61. Inf.-Div. sagt in ihrem Tagesbefehl vom 14.2.1942: "I. und II./Inf.-Rgt. 322 waren von Ende Dezember 1941 bis 14.2.1942 der Division unterstellt. In der schwersten Zeit der Abwehrkämpfe haben die Bataillone und Kompanien Hervorragendes geleistet. Ich spreche allen Offizieren, insbesondere den Btl.-Führern Maj.Dr.Freyher, Hptm.Totzke und Hptm.G.Müller, allen Unteroffizieren und Mannschaften für die der Division geleistete Unterstützung meine höchste Anerkennung und meinen aufrichtigen Dank aus. Haenicke, Gen.Lt."
Diesen Einsätzen folgen weitere im Wolchow-Abschnitt. Starker, zäher Feind, bitterer Winter und fast undurchdringliches Sumpf-Wald-Gelände strengen die Truppe bis zum Äußersten an. Oft scheint der Feind überall zu sein. So marschiert eine Gruppe der 12./322 dicht hinter einer eigenen Kompanie von einem Stützpunkt zum anderen und verschwindet spurlos. Im Sommer findet man die Leichen der Männer im Dickicht.
Im Juni 1942 wird das Inf.-Rgt. 322 südostwärts Mga bei Woronowo unter der Division des Gen.Lüders eingesetzt. Für den 28.6.1942 sagen Überläufer einen russischen Großangriff voraus; auf breiter Front soll der Zugang nach Leningrad freigekämpft werden. Tatsächlich brechen nach starker Feuervorbereitung zahlreiche Batterien und Salvengeschütze in den frühen Morgenstunden des 26.8. die dichten russischen Angriffswellen gegen die Bataillone vor. Aber alle Durchbruchsversuche werden abgewehrt. Ein russicher Panzer T34 wühlt sich hinter dem ersten Graben der 5./322 im Wurzelwerk der Bäume fest. Immer wieder entzieht sich die ausgestiegene Besatzung im dichten Unterholz der Gefangennahme und schießt sogar noch aus dem inzwischen ausgebrannten Panzerwrack. - Dem Feind gelingt es dann doch noch, längs des Bahndamms im Bachtal vorzustoßen. Unter Einspannen auch des letzten Melders und Funkers gelingt es Hptm. Scheer, dicht vor seinem Gefechtsstand die Einbruchsstelle zu schließen. über die Jahreswende 1942/43 hinaus bleibt das Gren.-Rgt. 322 in diesem Abschnitt. Zu Beginn der Winterschlacht am Ladogasee führt der Feind auch bei Woronowo einen schweren Angriff, bricht ihn jedoch bald erfolglos ab. Wie an anderen Frontabschnitten versucht er aber auch hier im März 1943 noch einmal den Durchbruch. Ungeheuerer, bisher nicht erlebter Artillerieeinsatz und Panzer sollen der russischen Infanterie den Weg bahnen. Trotz riesiger Feindübermacht und völliger Einebnung der eigenen Stellungen hält das Gren.-Rgt. 322 den Abschnitt. Ohne Erfolg muss der Feind Ende März bei Beginn des Tauwetters sein Vorhaben aufgeben.
Anfang April werden das Gren.-Rgt. 322, ebenso auch die - zuletzt gesondert eingesetzte - III./Art.-Rgt. 207 aus dem Einsatz gezogen und aufgefrischt.

Für einige Wochen kehrt bei den drei Grenadier-Regimentern Ruhe ein, es gibt Ersatz an Mannschaften und Gerät.

Dann, zum ersten Mal seit drei Jahren, werden sie zu einem gemeinsamen Unternehmen zusammengefasst Bandenbekämpfung im Raum Luga. Die große Mühe fuhrt jedoch zu Fast nichts. Die Banden, die sich mit Feuerüberfällen und Verminungen immer wieder betätigen, entgehen jedem Zugriff. - Nach diesem Unternehmen kommen Gren.-Rgt. 374 und III./Art.-Rgt. 207, der 32. Inf.-Div. unterstellt, südlich Staraja Russa zum Einsatz. - Gren.-Rgt. 322 und 368 bleiben im rückwärtiqen Heeresgebiet zur "Flächensicherung".

Anfang Oktober 1943 bricht der Gegner auf der Naht der Heeresgruppen Nord und Mitte bei Newel in überraschendem Vorstoß breit und tief ein. Unter den ersten der in Eile zum Auffangen herangeführten deutschen Einheiten sind die Gren.- Regimenter 368 und 374. - Gren.-Rgt. 368, der 58. Inf.-Div. unterstellt, gewinnt einen Abschnitt ab Hauptrollbahn Pleskau- Newel nach Süden; Gren.-Rgt. 374 schließt sich an und wirft den Feind sofort bis auf die Linie Plissasee - Wukrytosee. - Über drei Monate hin entwickelt sich im Raum Newel ein hartnäckiger Kampf bei außerordentlichem Materialeinsatz. Der deutsche Versuch, Newel wiederzugewinnen, gelingt, auch in wochenlangen Kämpfen nicht. Der Feind kann schließlich unter Ausnutzung schwach besetzter deutscher Abschnitte nach Westen vorstoßen und nach Norden einschwenken. Mehrere deutsche Divisionen sind fast eingeschlossen. Der Versuch des Feindes, diesen deutschen Frontvorsprung durch Großangriff beim Gren.-Rgt. 368 aufzubrechen, scheitert für ihn blutig. In drei Kampftagen werden seine 51. und 52. Gardeschützendivision und die 31. Schützenbrigade zerrieben, 13 von 20 eingesetzten Panzern vernichtet. Dank des gründlichen, vom Rgt.-Führer, Maj. G.Müller, vorangetriebenen Stellungsausbaues sind die eigenen Verluste vergleichsweise gering. Das ausgezeichnete, von Maj. Müller frühzeitig eingeführte Zielpunkt- und Sperrfeuernetz bewährt sich großartig. Am wesentlichsten jedoch ist, was Gen.Lt. Siewert, Kommandeur der übergeordneten 58. Inf.-Div., nach den Kämpfen feststellt: "Die Truppe bewährte sich hervorragend. Nach dem ersten, schweren, aber erfolgreichen Abwehrtag bildete sich bei jedem Soldaten das Gefühl der Überlegenheit über den russischen Infanteristen heraus." - Andererseits bleiben erneute deutsche Angriffe an scheinbar günstigen Punkten des Frontvorsprungs erfolglos. Das große Ziel, den weit reichenden feindlichen Einbruchsraum abzusperren, bleibt unerreicht. Vielmehr lösen sich die deutschen Verbände in der Nacht vom 31.12.43 zum 1.1.44 aus ihren Abschnitten. Nach zehn Tagen als Armeereserve werden die beiden Gren.-Rgt. 368 und 374 im Eilmarsch nach Norden geschickt. Sie riegeln bei Manokowo nördlich Nowossokolniki einen überraschenden Feindeinbruch ab und verhindern zeit ihres kurzen Einsatzes weitere Feinderfolge. Da bricht aus dem Einschließungsring Leningrads und über Wolchow und Ilmensee die gewaltige russische Winteroffensive los. Die deutsche 16. und 18. Armee können, durch Truppenabgaben an andere Abschnitte geschwächt, den Ansturm nicht halten. Ihr rechter Flügel steht noch am Ilmensee, während der linke sich erst am Peipussee festigen kann. Zwischen den beiden Armeen gähnt ein Nichts an Abwehr. Die wenigen greifbaren Verbände werden dorthin geworfen. Zum ersten Mal seit 1940 stehen die Gren.-Rgter. 322, 368 und 374 und die III./Art.-Rgt. 207 wieder Schulter an Schulter. Der Feind scheint mit Angriffstruppen, Panzern, Stoßtrupps und Banden allgegenwärtig. Es gilt, ihn zu halten, die riesige Frontlücke zu schließen, die neue, feste, vorbereitete Linie, die "Pantherstellung" zu gewinnen, die südlichen Nachbarverbände nicht abzuhängen. All das gelingt! Wie sehr es auch an Soldaten, Waffen und Nachschub mangelt, erweist sich die deutsche Truppe dennoch umsichtig, beweglich, entschlossen. Der Feind vermag nicht, die deutsche Heeresgruppe Nord zu zertrümmern; sie gebietet dem Feind halt. Sehr oft scheint es inzwischen fast unvorstellbar, dass Feindangriffe abgewiesen werden. Der spätere Chef des Deutschen Bundesarchivs, Dr. Bruchmann, damals Leutnant und Zugführer in der 2./368, berichtet über den "Panzertag von Walui": "Wir haben bei Walui beiderseits der Rollbahn nach Porchow Stellung bezogen. Mittags kommen die Verpflegungsfahrzeuge nach vorn. Alles erscheint friedlich in der weiten Schneelandschaft. Da, plötzlich Alarm, Panzeralarm! Alles stürzt in die Stellung, notdürftig im Schnee ausgehobene, jämmerliche Deckungslöcher. Mein Zug, ganz rechts, hat die Divisionsnaht, doch vom Nachbarn ist nichts zu sehen. Schon kommen die ersten Panzer auf breiter Front auf uns zu. Wir haben in der Kompanie keinerlei panzerbrechende Waffen (Panzerfaust gab es erst später). Wir sehen, wie links die Stellung überrollt wird. Die Panzer mahlen auf den Deckungslöchern herum. Von unseren schweren Waffen ist nichts zu bemerken, vielleicht sind sie noch im Stellungswechsel. - Und da geschieht das Wunder! Deutsche Stukas stürzen sich mit aufheulenden Motoren auf die Panzer. Bomben über Bomben fallen. Die Kolosse machen kehrt. Danach tritt eine fast unheimliche Stille ein, jetzt hören wir die hilfeschreienden Rufe der Verwundeten. Ein Panzer ist nicht mit abgefahren, scheint abgeschossen. Er steht noch hinter unserem Kp.-Gefechtsstand. Plötzlich schießt er wieder. Schnell raffe ich ein paar Männer mit einem le.MG zusammen. Mein MG-Schütze schießt nicht. Ein Treffer hat sein Haupt sinken lassen. Ich springe selbst hinter das MG. Der T34 muss seine Schießerei einstellen! Jetzt treten auch unsere Pak in Erscheinung. Auf deren Beschuss setzt sich der Panzer wieder in Bewegung. Plötzlich detoniert die Munition in seinem Innern. Von der Besatzung nehmen wir einen Mann, der noch ausgestiegen war, gefangen. - In der hereingebrochenen Dunkelheit beleuchtet der brennende Panzer schaurig das Kampffeld. Noch in der gleichen Nacht geht die Absetzbewegung weiter."
Zwischen 29.Februar und 2. März wird die "Pantherlinie" bezogen. Damit werden die Gren.-Rgter. 322, 368 und 374 frei und kehren zu ihren eigenen Divisionen zurück.
Das Gren.Rgt. 374 wird vom 3. bis 15.April in der Abwehrschlacht bei Pleskau eingesetzt, danach aufgeteilt und bataillonsweise fremden Einheiten endgültig eingegliedert.
Die Sich.-Div. 281, der das Gren.-Rgt. 368 angehört, ist nach Beziehen der "Pantherlinie" nach Polozk verlegt worden. Dort stößt auch das Gren.-Rgt. 368 Anfang März 1944 zu ihr. Die Absicht der Division, mit diesem Regiment das völlig überhand nehmende Bandenunwesen einzudämmen, bleibt nur Ansatz. Das Gren.-Rgt. 368 wird bald als Nothelfer an verschiedenen Frontabschnitten gebraucht, und ein Erfolg im Bandenkampf wäre nur mit viel größeren Verbänden zu erreichen. Zum Beispiel haben die Banden westlich Polozk eine tiefe und auf 100 km geschätzte breite Stellung ausgebaut und besetzt, nur ein paar Dutzend Kilometer hinter der deutschen Hauptkampflinie, die damit zwischen dem regulären und dem irregulären Gegner steht.
Die Monate April und Mai 1944 verbringt das Gren.-Rgt. 368 in wechselnden Fronteinsätzen. Anfang Juni gelingt ihm zusammen mit anderen Einheiten südwestlich von Polozk ein seltener Erfolg in der Bandenbekämpfung: Beim Durchkämmen eines Sumpfes werden mehr als 1000 Gefangene gemacht.
Das Gren.-Rgt. 322 tritt Anfang März 1944 ebenfalls zu "seiner" Division zurück, die nun in Reval steht. Mit Marineeinheiten wird eine Landungsoperation geübt. Aber schon am 1.April kommt das Gren.-Rgt. 322 wieder zum Fronteinsatz, jetzt an der Welikaja bei Manuchi nordwestlich Puschkinskiye Gory. Nach acht Wochen abgelöst, wird das Regiment in den Raum Polozk überführt und hat einige Unternehmen zur Bandebekämpfung durchzuführen. Schließlich sammelt der Verband Anfang Juni bei Chopowka.

Umgliederung im Juni 1944


Im Raum Polozk verläuft die Naht zwischen den Heeresgruppen Nord und Mitte, eine Stelle, der die Heeresgruppe Nord alle Aufmerksamkeit zuwendet. Zu häufig schon hat der Feind Naht-Stellen als Schwächen erkannt und dort Erfolge erzielt. Die Verlegung der Sich.-Div. 281 dorthin ist eine erste Gegenmaßnahme. Jetzt wird diese Division, soweit es gerade geht, zu einer Infanterie-Division umgegliedert, nur allmählich wegen des Mangels an Mannschaften wie an Ausrüstung wie auch wegen des Kampfgeschehens. Erst mit dem 9.11.1944 erhält sie auch die Bezeichnung, die ihrer neuen Gliederung zukommt:



281. Infanterie-Division 281. Infanterie-Division


Gliederung der 281.Infanterie-Division, Sommer 1944:

Divisionskommandeur: Gen.Lt. von Stockhausen
Divisionsstab

  • Gren.-Rgt. 322,drei Bataillone, 13.und 14.Kompanie
    Oberst Karow
  • Gren.-Rgt. 368,drei Bataillone, 13. und 14.Kompanie
    Oberst G.Müller
  • Art.-Rgt. 281, drei leichte Abteilungen, später dazu eine schwere Abteilung
    Maj. Ottow
  • Div.-Versorgg.-Rgt: Maj.Schubert


  • später kommen noch dazu:
  • Panzerjäger-Abt. 281,
  • Nachrichten-Abt. 281,
  • Füsilier-Btl. 281,
  • Pionier-Bataillon 281,
  • Feld-Ersatz-Btl. 281
  • Grenadier-Rgt. 218



(Die Sich.Div. 285 wird aufgelöst).


Am dritten Jahrestag des Feldzugsbeginns in Rußland tritt der Russe gegen die deutsche Heeresgruppe Mitte zur Sommeroffensive an. Mit außerordentlichem Materialaufwand und bisher im Osten nicht gekannter Luftwaffen-Zusammenfassung erzielt der Gegner beiderseits Witebsk schnell tiefe Einbrüche und weitet sie zu Durchbrüchen aus, sehr bedrohlich auch für die Heeresgruppe Nord. Um Verbände freizumachen, löst die 281.Inf.-Div. die 290. Inf.-Div. in vorderer Linie ab, während die Umgliederung der 281. Inf.-Div. noch läuft. Dieser erste Einsatz führt sie in einen Abschnitt der "Panther-Linie" mit etwa 12 km Landfront und langer Sicherungslinie an dem sehr großen Neschtscherdo-See. Bis auf sehr lästige Feuertätigkeit bleibt der Feind vorerst ruhig. Der tiefe Durchbruch des Feindes bei Witebsk zwingt zur Verlängerung der Südflanke der Heeresgruppe Nord. Das II./368 und das III./322 werden dafür abgezogen. Am 3./4. Juli wird Polozk aufgegeben. Die 281.Inf.-Div. ist jetzt der unmittelbare Eckpunkt der Front. Schon am 5. Juli greift der Feind die Division kraftvoll an, entscheidender Erfolg bleibt ihm versagt. - Die Heeresgruppe Nord ist zur Frontverkürzung gezwungen, die 281. Inf.-Div. muss als erste ihren Abschnitt räumen. Damit beginnt für sie ein Bewegungskrieg, der erst im Herbst in Kurland endet.
In der Nacht vom 10. zum 11. Juli 1944 setzt sich die 281. Inf.-Div. aus ihren Stellungen ab. Es ist Hochsommer, lange hell. Der Feind stößt sofort nach, ist um 7:00 Uhr schon an mehreren Stellen eingebrochen. Die Division hatte sich in diesem ersten Schritt nur 6 km absetzen dürfen. Diese Auffanglinie hat nicht ausgebaut werden können. Hoher Einsatz von Panzern, Artillerie und Salvengeschützen beim Feind macht die Lage überaus schwierig. An die 25 Panzer werden allein beim Gren.-Rgt.368 abgeschossen, doch gehen dabei alle Panzerabwehrkanonen verloren. Die Infanterie hat sehr hohe Verluste, erstmals auch an Vermissten. Das Gren.-Rgt. 368 verliert ein Drittel seiner Gefechtsstärke, nicht anders auch mit Waffen und Gerät. Kaum Ist noch Munition für die verbliebenen Waffen da. Für diesen hohen Preis haben die gesamte Artillerie geborgen und alle Einheiten zusammengehalten werden können. - Der nächste Sprung bis in eine Linie südlich Ssebesh macht über 50 km Weg aus - nach einem solchen Kampftag! Die neue Linie wird am 12.Juli bezogen. das Gren.-Rgt.368 hinter einer Seenenge mit einem günstigen, sperrenden Vorpostenpunkt davor. Banden haben den in die Tiefe führenden Hauptweg fast unentwirrbar mit Bäumen und Minen gesperrt. Plötzlich greift der Feind schon die Hauptkampflinie an, Banden haben ihm einen Sumpf-Pfad zum Umgehen der Vorposten gewiesen. Es kommt zu erbitterten Kämpfen um die beherrschende Höhe 163. Den zweiten Gegenstoß führt Oberst Müller selbst, wird zu Beginn verwundet, stürmt aber mit, erreicht den Besitz der Höhe, muss dann doch zum Verbandplatz. Am Nachmittag dieses 13.Juli greift der Feind hier wieder an, dringt zum Rgt.-Gef.-Stand 368 und darüber hinaus vor. Erst am Westrand des Waldes hinter den Seen kann er gehalten werden. Ein Gegenangriff am 14.7.führt zunächst zum Erfolg, doch weiß der Gegner das Rgt. am nächsten Tag südlich zu umgehen, wird aber bei Ignalino gehalten.
Gren.-Rgt. 322 hat eine günstige, ausgebaute Stellung vorgefunden und dem nachstoßenden Feind schwere Verluste beibringen können.
Inzwischen ist der Feind schon weit in die Südflanke der Division vorgestoßen. Vom 16. zum 17.Juli räumt die 281. Inf.-Div. den Abschnitt. Sie geht kämpfend langsam rückwärts und nach Lettland hinein. Es kommt zu ausgefallenen Ereignissen, so, wie im Auszug einem Bericht von H. Wegner, damals Oblt. und Chef 5./322 zu entnehmen: "Wegen bevorstehender Bewegungen musste ein Einbruch bereinigt werden. Angriff bei Nachtbeginn. Lautlos, in enger Fühlung ging es vorwärts. Von Gegenwehr nichts zu spüren. Meinem Zeitgefühl nach mussten wir die vorige Linie schon erreicht haben. Es wurde rätselhaft. So war es wie eine Erleichterung, als wir vor uns auf einem Hügel Russen als Schatten vor dem Nachthimmel sahen. Schnell waren die Angriffsvorbereitungen getroffen. Der Signalpfiff löste unser "Hurra, hurra" aus, Feuerschlag der Handgranaten und Handwaffen. Schießend und schreiend stürmten wir die Höhe. Wir fanden wohl ein Dutzend Gefallene, auch drei Scherenfernrohre. Die Ruhe danach täuschte uns nicht. Die Höhe war gefährlich. - Unsere 8. Kompanie fehlte, keine Verbindung zu ihr. Das Funkgerät der Artilleristen ging nicht. - Uns wurde "Einigeln" befohlen. Voll Spannung erwarteten wir das Morgengrauen. Mit ihm kam Iwan in immer heftigeren Angriffen. Wir befanden uns weit vor unserer Linie. Der Russe bewegte sich ungeniert in weiter Runde. Nach einem Feindeinbruch und dessen Bereinigung bei unserer 7. Kompanie vermissten wir einige Kameraden. - Unsere Munition ging zu Ende, die letzte Brotrinde war verzehrt, der letzte Schluck getrunken. - Da trat aus dem Gehölz am Fuß der Höhe ein einzelner deutscher Soldat, laut zu uns rufend, an langer Stange ein weißes Tuch schwenkend, barhaupt, barfüssig. Als er halb bei uns war, folgte russische Infanterie. Unser Feuer warf sie schlagartig zurück. Der Barfüßige pflanzte seine Fahne neben sich auf und überbrachte seine Botschaft, laut und gehetzt wie unter einem unheimlichen Zwang, von der Übermacht des Feindes und der Aufforderung zur Übergabe. Zugleich rührte der Russe sich wieder, wollte diesen Augenblick nützen. Das aufkommende Feuergefecht löste die Spannung, der vom Iwan missbrauchte Soldat brach mit einem Kopfschuss zusammen. -Hptm. Pirschl, unser Btl.-Führer, nahm zu der Übergabeaufforderung keine Stellung. Er befahl, bis zur Dunkelheit zu halten und den Ausbruch vorzubereiten. Alles Entbehrliche sollte zurückbleiben. Nichts durfte Geräusch machen. Für die Verwundeten fertigten wir Tragbahren. So lärmend wir den Hügel gestürmt hatten, so leise stiegen wir abwärts. Jede Sekunde konnte den Zusammenprall bringen, doch nichts geschah. Verdächtige Geräusche erwiesen sich als sorgloser Nachschubbetrieb. Wir konnten uns von Dunkelheit oder Kornfeldern einhüllen lassen. Zuletzt hatten wir die vorderen Postierungen des Gegners erreicht. Wir suchten und fanden eine Lücke in der nur weitläufig besetzten Linie. Dann stießen wir auf die eigenen Posten. Laut tönte deren "Halt, wer da, Parole?" Damit konnten wir nicht dienen, überschütteten den Posten aber mit freudig erregten Zurufen. Hinter dieser Postenkette warfen wir uns an einem Wegrand erschöpft ins taunasse Gras. über uns die funkelnden Sterne, in uns das Gefühl, es könne nun nichts Arges mehr geschehen."
Mitte Juli übernimmt Maj. Duensing das Gren.-Rgt. 368. Schon am 25.Juli fällt er. Oberst v.Below, bisher Kommandeur des Gren.-Rgt.374, wird Nachfolger. Am 9.8. löst Maj.Dr.Schneider ihn ab, Oberst v.Below übernimmt eine Division.
Die Sich.-Div. 207, nach Aufteilung des Gren.-Rgt. 374 nur noch wenig kampfkräftig, wird am 16.8.44 in ihrem Abschnitt am Südende des Peipussees vom feindlichen Großangriff zerrissen. Der Div.-Kdr., Gen. Graf Schwerin, und Hptm. v.Lengerke fallen, später auch Oberst Gallas. Ende September wird die Sich.-Div. 207 formell aufgelöst, der Stab bleibt bestehen. Gen.Maj. Brauer, bei Kriegsbeginn Kommandeur der III. BtI.Inf.-Rgt. 368, übernimmt als Div.-Kdr. den Div.-Stab 207. (z.b.V.)
Zu der Zeit gelingt dem Feind der Durchstoß von Süden her bis an die Ostsee und nach Tilsit. Die abgeschnürten, starken deutschen Verbände erreichen Kurland und bauen dort eine Abwehr zwischen Libau und Tuckum mit Front nach Süden auf. Sie hält gegen schwerste Feindoffensiven bis Kriegsende.
Die 281. Inf.-Div. wird im Osten dieser Linie bei Tuckum eingesetzt. Von Gen.Lt.v. Stockhausen ist ihre Führung inzwischen an Gen.Lt. Windisch und im September an Gen.Lt. Ortner übergegangen. - Hier tritt der Russe am 21.12.44 zum Großangriff an. Beide Seiten kämpfen mit größtem Aufwand und äußerster Zähigkeit. Am 31.12.44 gilt der Höhepunkt als überschritten. Bei den Verteidigern ist es "um den letzten Mann, um die letzte Patrone" gegangen. Der Feind hat außerordentliche Verluste, z.B. 334 Panzer, doch nichts erreicht.
Mitte Januar 1945 beginnt der Gegner aus dem Osten seinen Entscheidungsschlag gegen das Deutsche Reich. Er zerschlägt mit riesigem Materialeinsatz die deutsche Abwehr und stößt bis zur Neiße, Oder und nach Ostpommern vor.
Zur Verstärkung der Verbände im Reich werden Einheiten aus Kurland über See nach Ostpommern überführt. Auch die 281. Infanterie-Division wird aus der Kurlandfront herausgezogen und von Libau nach Danzig verschifft. Von dort geht es im Bahntransport ins mittlere Ostpommern. Im Raum Nörenberg läuft eine umfangreiche Bereitstellung von Infanterie- und Panzereinheiten an. Ein letztes Großunternehmen soll von Schlesien und Pommern aus die feindliche, schon vor Küstrin stehende Angriffsspitze abschneiden. Die 281. Inf.-Div. ist auch dabei und bewährt sich noch nach 5 1/2 Jahren Krieg auch im Angriff wieder. Doch das Unternehmen läuft sich in der tief gestaffelten, mit Panzern und Panzerabwehrkanonen gespickten Verteidigung des Gegners fest. - Die 281. Inf.-Div. wird herausgezogen und zur Abwehr zwischen Südende des Madüsees und südlich Stargard eingesetzt. Anfang März 1945 rollt eine neue Feindoffensive Ostpommern auf. Die 281. Inf.-Div. sperrt dem Feind den Weg nach Stettin. Trotz gewaltigem Materialeinsatz gelingt dem Feind der Durchbruch zu den noch heilen Oderbrücken nicht. - Nach Räumen des Brückenkopfes Altdamm wird die Ostoder (Gr. Reglitz) für vier Wochen die Trennlinie zum Feind.
Am 20. April 1945 beginnt der erwartete feindliche Großangriff über die Oder südlich Stettin beiderseits der (unzureichend gesprengten) Autobahnbrücke. Im Abschnitt einer ausländischen Brigade gewinnt der Feind das westliche Oderufer im ersten Anlauf. Pausenloser Schlachtfliegereinsatz des Gegners hält das Eingreifen der 281. Inf.-Div., Armeereserve, bis zur Dunkelheit auf. Drei Tage wird um die westlichen Oderhöhen gekämpft, dann lösen sich die deutschen Verbände vom Feind. Tagsüber kämpfend, nachts marschierend erreichen die Einheiten der 281. Inf.-Div. am 5.Mai 1945 den Raum Schwerin. Truppen der Westmächte nehmen sie auf. Die russischen Verbände sind fast in Sichtweite. Die 281. Inf.-Div. hat ihr Ende gefunden.

Mit der Kapitulation Deutschlands am 8.Mai 1945 endet das Deutsche Heer insgesamt.



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