Bericht der Familien Kittel über ihre Lettlandreise
24.07. - 27.07.2013




Otto Kittel - Jagdflieger des JG 54 „Grünherz“,
am 14.2.1945 ca. 6 km südwestlich von Dzukste an einem Waldrand nach einem Luftkampf abgestürzt. Die Aufschlagsstelle befand sich direkt in der damaligen Hauptkampflinie (HKL).

Nachforschungen einiger Historiker verliefen über Jahre „im Sande“.
Umso überraschter und erfreuter waren wir über die Nachricht von Herrn Rüdiger Kaufmann. Er informierte uns Anfang Mai diesen Jahres, dass sein Freund Sergej aus Lettland zu 99 % die Absturzstelle gefunden hat.
Waldkante, sehr feuchtes Gebiet.

Herr Kaufmann informierte uns, dass er mit seinem Sohn und einem Freund am 21. Juli nach Lettland fahren wird, um vor Ort die Suche fort zu setzen.

Für mich und meine Frau stand nach kurzer Überlegung fest, dass wir ebenfalls nach Lettland reisen werden.

Eine Reise auf den Spuren unserer Väter

Am Mittwoch, 24.7.2013, ging es zunächst mit der Bahn nach Frankfurt/Main und dann Direktflug nach Riga. Ruhiger Flug in ca. 10 km Höhe, leider keine Bodensicht.
Am Flughafen in Riga stand unser Leihwagen bereit, mit dem wir direkt zu unserem Hotel in Riga fuhren.
Von dort aus nahmen wir Kontakt auf zu Herrn Kaufmann, der in der Nähe von Dzukste in einem Motel wohnte.
Am Donnerstag, 25.7.2013, trafen wir uns an der A 10. Nach kurzer Begrüßung ging es weiter zur „Absturzstelle“ in die Wildnis. Der von Herrn Kaufmann mitgeführte Anhänger war bereits fast randvoll gefüllt mit gefundenen Metallteilen. Sie waren ja bereits Tage zuvor tätig gewesen.
Ein u.a. gefundener „Knochen“ wurde zur weiteren Untersuchung bereits weiter gegeben.
Am Waldrand angekommen, erwartete uns bereits eine „kleine Gruppe“ über deren Anwesenheit Herr Kaufmann überrascht und nicht gerade erfreut war.
Nach Fotoaufnahmen ging es mit Gummistiefeln gemeinsam in die nähere Umgebung. Die mit geführten Metallsuchgeräte „piepsten“ ständig.
Sergej gab mir als Andenken ein Edelstahl-Gurtschloß, zugehörig zum Fallschirmgurtzeug, das er am Tage zuvor gefunden hatte.
Wir durchstreiften das Gebiet, legten in stillem Gedenken einen Feldblumenstrauß nieder. Beim weiteren Durchstreifen der Wildnis standen wir plötzlich vor einem Erdloch, an dessen Rand Lederstiefel lagen. Amerikanische Fabrikation. Bei der Bergung der sowjetischen Soldaten wurden die Schuhe am Rand liegen gelassen.
Mitte Nachmittag, nach Verabschiedung von Herrn Kaufmann, die anderen Personen waren noch im Wald unterwegs, fuhren wir zurück in Richtung Riga.
Am nächsten Tag, Freitag den 26.7.2013, wollten wir Aldis Hartmanis in Jelgava mit unserem Besuch überraschen. Aldis hatten wir durch Herrn Molter kennen gelernt und waren über Jahre per Internet verbunden.
Unterwegs sahen wir das Hinweisschild Jelgava. Kurz entschlossen fuhren wir direkt weiter zum Aldis.
Aldis wohnt in einem Mehrfamilienhaus. Keine Klingel, keine Namensschilder. Seitlich an der Eingangstür ein größeres Metallschild mit rel. vielen Tasten. Ein älteres Ehepaar aus dem Nebeneingang stellte dann per Telefon die Verbindung zu Aldis her.
Die Überraschung war uns natürlich gelungen. Seine Frau und er zeigten sich sehr fürsorglich und erzählten aus ihrer Vergangenheit.
Gegen 18:00 Uhr fuhren wir weiter zum Hotel nach Riga. So hatten wir noch den Freitag zur „freien Verfügung“. Besichtigung der sehenswerten Altstadt, usw. ...
Am Samstag, 27.7.2013, ging es wieder heimwärts. Diesmal mit einer Propellermaschine, die in ca. 7 km Höhe flog. Das Wetter war gut, keine Wolken und somit klare Sicht nach unten.
Nach kurzer Flugzeit sah ich die FRISCHE Nehrung und das FRISCHE HAFF.
Erinnerungen wurden wach. Auf dem Frischen Haff war mein Großvater auf dem Saugbagger Hermann von Salza als Kapitän tätig. Die Aufgabe war, die Fahrrinne von Elbing nach Pillau schiffbar zu halten. Dies endete 1944.
Gewissheit wollte ich natürlich auch haben und bat die Flugbegleiterin nach einer Kopie der Flugroute. Nach kurzer Zeit brachte sie mir die Kopie.
Sie erwähnte noch, dass immer diese Route über das frühere Ostpreußen längs der Küste geflogen wird.
Schnell verging die Flugzeit und anschließend ging es wieder per Bahn heimwärts.
Aus dem wettermäßig frischen Lettland empfing uns zu Hause sofort wieder die gewöhnungsbedürftige Schwüle mit über 30 Grad.
Kurze, ereignisreiche Tage vergingen wie im Flug ...

Wir sind sehr froh und zufrieden, dass wir die Reise unternommen haben.

© Manfred Kittel


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