Wendelin Müller
Im Kammerfest 21
63628 Bad Soden Salmünster
Tel.:06660 / 271
11.08.2006
Nach dem ich im Heft 4/2004 von "Stimme & Weg" einen Hinweis über die mögliche Suche nach Kriegsgräbern im Internet fand, machte ich auch einen entsprechenden Versuch.
Meine Mutter, die auch die Bezieherin dieser Zeitschrift war, hatte schon zweimal vergeblich versucht nähere Informationen vom Grab ihres Mannes beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberführsorge e.V. zu erhalten.
Deshalb war ich völlig überrascht und gerührt, als ich nach den geforderten Eingaben auf der angegebenen Internetseite plötzlich die Auskunft erhielt, dass mein Vater auf dem Soldaten-Friedhof "Saldus / Frauenburg" seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Es waren sogar die genaue Lage mit Block, Reihe und Grabnummer angegeben und Bilder von dieser schönen Anlage abrufbar und anzusehen.
Hierdurch angeregt reifte in mir der Beschluss, dass Grab meines Vaters so bald als möglich zu besuchen. Dieses wurde mit der Familie besprochen und weckte auch deren Interesse. Besonders meine Tochter Caroline half mir dann beim Suchen nach weiteren Informationen sowie beim Planen und Vorbereiten der Reise, wobei sie oft selbst aktiv wurde und mich auch begleitete.
So starteten am 27.07.06 um 18:45 Uhr Caroline, deren Partner Percy und ich vom Flughafen "Frankfurt/Hahn" mit Ryanair zum Flug nach Riga.
Nach unserer Ankunft gegen 22:30 Uhr versorgten wir uns mit Landeswährung und übernahmen den von der Fa. Hertz bereitgestellten Leihwagen. Hiermit fuhren wir dann zu unserem Hotel ARKA-SIA "Banders" nach Tukums, wo wir gegen 0:30 Uhr des 28.07. ankamen und gleich zu Bett gingen.
Nach gutem Frühstück wurde zuerst der Ort zu Fuß erkundet, das Kunstmuseum und die ev.-luth. Kirche besucht sowie Einkäufe getätigt. Anschließend starteten wir unsere erste Erkundungsreise, welche uns über die P104 nach Jaunpils führte. Hier besichtigten wir das Schloss mit Museum, den Park und die Kirche.
Von hier aus fuhren wir auf der P104 zurück nach "Vaski" wo sich einst der Hauptverbandsplatz befand, in dem mein Vater am 26.12.1944 an seiner schweren Verwundung verstarb.
Den meiner Mutter mitgeteilten Bestattungsort "Irlavakrogs" konnten wir aber auf keiner der uns zur Verfügung stehenden Karten ausfindig machen. So gingen wir davon aus, dass hiermit Irlava gemeint sein könnte und fuhren dort hin. Weil im vorher genannten Schreiben als Bestattungsstelle Grab 24 an der Kirche genannt war, suchten wir nach besagter Kirche.
Leider bekamen wir aber auf unsere Fragen hin erklärt, dass es in Irlava keine Kirche gibt und wahrscheinlich auch keine gab. Der nächste Friedhof und Kirche befinden sich in Sati, wo auch deutsche Soldaten bestattet waren.
Also ging es weiter nach Sati, wo wir auch den besagten Friedhof und die Kirche fanden.
Als wir an der Außenmauer der Kirche noch einen Gedenkstein an die von hier umgebetteten deutschen Soldaten fanden, waren wir überzeugt den Ort seiner Erstbestattung gefunden zu haben.
Nach kurzem Gedenken fuhren wir auf der P121 zurück nach Tukums und von hier zur Verarbeitung der Eindrücke über die P131 nach Engure an die Ostsee. Weil es hier am Strand aber stark nach verfaultem Schlick stank und es zu regnen begann, fuhren wir nach der Besichtigung des Schlosses "Jaunmokas" in unser Hotel zurück.
Hier machten wir uns frisch, zogen uns um und gingen ins Hotelrestaurant zum Abendessen. Bei einem guten Essen und lettischem Bier wurde das erlebte besprochen und die Reiseroute für den nächsten Tag festgelegt.
Am 29.07. starteten wir nach einem wiederum guten Frühstück in Richtung Saldus. Die Fahrt führte uns wie besprochen über die A 10 und P 130 nach Kandava wo wir über die steinerne Brücke der Abawa fuhren. Von hier ging unser Weg weiter in Richtung Sabile.
Den in der Nähe dieser Strecke befindlichen Teufelstein mit Teufelshöhle konnten wir aber wegen der schlechten Beschilderung nicht finden. (Nur in Landessprache).
Das in diesem Streckenabschnitt hügelige Gelände ist das Wintersportzentrum von Kurzeme.
In Sabile konnten wir den nördlichsten Weinberg bestaunen und wurden von deutsch sprechenden Letten zum Weinfest eingeladen.
Da dieses aber nicht in unseren Plan passte setzten wir unsere Fahrt über die P130 und P120 nach Kuldiga fort. Hier sahen wir von der alten Backsteinbrücke die Stromschnelle "Ventas Rumba".
Dann führte unser Weg weiter über die P108 nach Saldus, wo wir im Zentrum einen Markt besuchten und anschließend zum Soldatenfriedhof weiterfuhren.
In der großen schönen Anlage trafen wir auf Maris, den deutsch sprechenden Betreuer dieser Anlage. Er führte uns in einen Raum mit Bildern und Informationen über diese Anlage und die Kämpfe der Kurlandschlachten.
In einem ausliegenden Buch fanden wir auch die uns vom Internet bekannten Daten über das Grab meines Vaters bestätigt. Also machten wir uns auf die Suche nach diesem Grab. Was sich leider als schwierig heraus stellte, da in diesem Bereich noch keine Grabkreuze standen.
Als ich hierauf Maris ansprach, erklärte sich dieser sofort bereit die betreffende Stelle anhand der feststehenden Maßangaben zu zeigen.
Hier verweilten wir dann einige Zeit, verstreuten mitgebrachte Heimaterde und zündeten ein Grablicht an.
Die gekauften weißen Rosen legten wir vor dem großen Mahnkreuz nieder und übergaben Maris ein weiteres Grablicht mit der Bitte, dieses nach dem Abbrennen des ersten, an gleicher Stelle anzuzünden, was er uns auch versprach.
Bei einem Gespräch in welchem er sich nach unseren weiteren Vorhaben an diesem Tag erkundigte, fragte er plötzlich ob wir bereit wären ihn mitzunehmen, da er zu einem Treffen mit deutschen und lettischen Jugendlichen in die Nähe von Riga wollte.
Wozu wir uns bereit erklärten und einen Zeitpunkt für die Abfahrt festlegten. Dies war erforderlich, weil wir was zum Essen brauchten und er auch noch Vorbereitungen treffen wollte.
Wir waren pünktlich am vereinbarten Parkplatz vor dem Soldatenfriedhof und als er etwas später hinzukam, konnten wir unsere gemeinsame Fahrt fortsetzen. Diese führte uns auf zum Großteil geschotterten Straßen nach Zante zum Museum "Festung Kurland".
Hier sollte sich zeigen wie gut unser Entschluss war Maris mitzunehmen. Denn er diente uns in diesem beeindruckenden Privatmuseum als Übersetzer bei der Führung von mehr als 1,5 Stunden und dem anschließendem Gespräch mit dem Besitzer. In diesem Museum, wo es nicht nur Waffen, Ausrüstungen, Pläne und Bilder von deutschen-, lettischen- und russischen Soldaten zu sehen gab, konnte man auch Gebrauchsgegenstände und Bekleidung des Volkes besichtigen.
Unser besonderes privates Interesse erregte aber eine Landkarte aus der Kriegszeit, in dem ein Ort Irlavakrogs mit Kirche eingezeichnet war. Dies erregte uns so sehr und sprengte die ganze Führung, weil wir diese Stelle nicht auf unseren Karten übertragen konnten. Aber die mit uns gehende junge lettische Familie und die Führerin hatten eine große Geduld. Die Führerin holte daraufhin telefonisch den Besitzer herbei, der sehr gut Bescheid wusste und uns die Stelle in unserer Karte einzuzeichnen verstand, sowie weitere Erklärungen zum leichteren Auffinden abgab. Dieses Museum ist wirklich sehr empfehlenswert, besonders wenn man der lettischen Sprache mächtig ist, oder eine/n Übersetzer/in hat.
Also wurde beschlossen die geplante Fahrtroute zu ändern und diese Stelle auch sofort ausfindig zu machen. Wie vom Museumsbesitzer erklärt, fanden wir an der P104 gegenüber der Abzweigung nach Irlava auch die betreffende Stelle mit einem Gedenkstein und Reste der Kirche. Dieses wäre uns ohne Maris niemals geglückt was wir ihm gegenüber auch zum Ausdruck brachten.
Daraufhin wurde die Fahrtroute nochmals geändert und Maris, nicht wie erst geplant in Apsupe an der A9 ausgesetzt, sondern direkt zu seinem Bruder nach Jelgava gefahren. Weil es schon reichlich spät geworden war, fuhren wir nun auf direktem Weg nach Tukums.
Den 30.07. und 31.07. haben wir wie geplant mit Besichtigungen, wie das Hochmoor von Kemeri, ...
... Stadt und Strand von Jurmala, ...
... sowie ganz besonders die Altstadt von Riga, verbracht, die uns von einer Führerin eingehend gezeigt und erklärt wurde. Auch das Okkupations-Museum hinterließ auf uns einen tiefen Eindruck.
Am 31.07. gegen 22:45 Uhr lettischer Zeit startete unser Flugzeug wieder zur Heimreise nach Frankfurt / Hahn.
© Wendelin Müller
Der Obergefreite Wendelin Müller war Angehöriger der schweren Heerespanzerjäger-Abteilung 666. Er verstarb am 26.12.1944 (3. Kurland-Schlacht) nach einer Verwundung auf dem Hauptverbandsplatz in Vaski und wurde in Irlavakrogs beigesetzt. Später erfolgte durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. die Umbettung auf den großen Soldatenfriedhof nach Saldus.
Zur Reise-Übersicht
|