Bericht von Werner Richey über seine Lettlandreise
10.08. - 17.08.2007

Suche und Erfahrungen



Vermisst in Kurland:
Werner Richey
(1912-1944?)




Ein letzter Brief vom 14.12.1944



Bericht, der die aktuelle Situation schilderte, geschrieben nach dem 21.12.1944.
Zitiert aus dem Buch: "290. Infanterie-Division 1940 - 1945" herausgegeben vom Kameraden-Hilfswerk 290. I.D. e.V.


3. Kurland-Schlacht

Gefr. Werner Richey, 6.Kompanie, Grenadier-Regiment 502, 290.Infanterie-Division
vermisst seit 21.12.1944 bei Laugali
Erkennungsmarke – 3107 – St.Kp. G.E.B. 469

Nach nunmehr über 60 Jahren wollte ich versuchen, ein wenig mehr über den Verbleib und das Schicksal von Werner Richey, dem Bruder meines Vaters zu erfahren. Mit einer Anfrage bei der WASt mit Angabe der als einziges bekannten Feldpostnummer begann meine Suche. In der Antwort hieß es:
"....zuletzt gesehen am Abend des 21.12.1944 bei dem Gehöft Laugali."



Das heutige Saldus in Lettland-Südwest hieß unter deutscher Besiedelung und Besatzung auch Frauenburg. Etwa 30km südlich befand sich im Dezember 1944 die Hauptkampflinie des Kurland-Kessels. Die Sumpf- und Heidegebiete des Zvardes mit vielen Höhen und Hügeln ließen sich relativ schwer einnehmen. Jedes kleine Dorf und jeder einzelne Weiler wurde mit Schützengräben und Unterständen schwer einnehmbar.
Nach 1945 wurde das ganze Zvardes-Gebiet mit seinen ca. 1000 qkm zu einem Sperrgebiet der Roten Armee erklärt. Es entstand ein großes Polygon, ein Zielgebiet für das Übungsschießen mit Granaten und den Bombenabwurf. Erst nach dem Abzug 1991-92 wurde das nunmehr völlig menschenleere Gebiet wieder zugänglich. Die einstigen Gehöfte blieben aber verschwunden. Heute entsteht hier ein einzigartiger Naturpark.


Pfadfinder im Naturpark Zvardes

Ein, seit über 60 Jahren verlassenes Gehöft zu finden, bedarf schon eines gewissen Optimismus, von Mut und Spürsinn gar nicht zu reden.


Zum Vergleich: Karte von 1929 (Das Gehöft Laugali ist deutlich eingezeichnet) und Luftaufnahme, Google von 2007 (Deutlich die Schotterpiste, die Lage des Gehöftes als roter Punkt)


Der Ausgangspunkt war Saldus mit der Ausfahrtstraße nach Striki. Dann ging es auf der üblichen Schotterstraße weiter Richtung Südosten. Die Straßenkarte war ziemlich eindeutig. Eine große Hilfe bot das Luftbild von Google, das die Orientierung erleichterte.So konnte der Abzweig Laugali, trotzdem er zugewachsen war, bald gefunden werden.


30km Schotterpiste mit viel Staub



Die fast zugewachsene Einfahrt nach Laugali, das heute nicht mehr existiert


Nachdem wir die Einfahrt entdeckt hatten ging es ca. 1km zu Fuß auf dem einstigen Weg weiter. Außer dem Hochstand eines Jägers, einem alten Johannisbeerbusch und einem noch älteren Apfelbaum gab es keinerlei Anzeichen mehr für menschliches Leben.


Die Anordnung der Bäume und Büsche ließ die Umrisse des ehemaligen Gehöftes Laugali erahnen. Da es sich in der Regel um Holzbauten handelte, war natürlich kein Mauerwerk mehr zu erwarten. Wir fanden aber noch Reste der Grundmauern aus Feldsteinen.



So ähnlich muss das Gehöft von Laugali auch ausgesehen haben



Eine der umkämpften Höhen direkt vor dem Gehöft. Es fanden sich noch Schützengräben



Einen Stein der Grundmauer habe ich vom Moos befreit und mit Hilfe der mitgebrachten Farbsprühdose mit den Initialen „W.R. + 44“ versehen. So ist nunmehr hier ein Gedenkort für meinen Onkel Werner Richey entstanden.


Der Besuch auf dem neu angelegten dt. Soldatenfriedhof in Saldus brachte noch eine Hoffnung: Hier ruhen bisher etwa 20.000 dt. Soldaten, davon 6.000 unbekannte aus den Kampfgebieten des Kessels. Vielleicht gehört zu ihnen auch Werner Richey.


Dt. Kriegsgräberfürsorge in Saldus




Gedenken an die Gefallenen








In dem kleinen Gedenkraum liegen die Namenbücher aus.



Dazu gibt es Kranzschleifen sowie Tafeln mit dem Ablauf der Kämpfe



© Werner Richey


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