3. Kurland-Schlacht
vom 21. Dezember bis 31.Dezember 1944



Bereits kurz nach Ende der 2. Kurland-Schlacht begannen die sowjetischen Vorbereitungen zur 3. Schlacht. Mit Bombardierungen deutscher Nachschubwege und Aufklärungsflügen über den deutschen Linien kündigte sich der nächste Großkampf an.

Mitte Dezember 1944 war Liepaja (Libau) das Ziel massiver sowjetischer Luftangriffe. Trotz hoher Verluste, die die deutschen Flak-Batterien den angreifenden Sowjets zufügten, blieb es nicht aus, dass die Stadt und der Hafen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Auch einige Dampfer wurden durch die Angriffe versenkt. Ebenso wurde der Flughafen Grobina nicht verschont, was zu Verlusten beim Jagdgeschwader 54 führte.

Am frühen Morgen des 21. Dezember 1944 feuerte die russische Artillerie, im Gebiet zwischen Liepaja (Libau) und Saldus (Frauenburg), auf die Stellungen des I. und XXXVIII. Armee-Korps. Im Bereich der 218. Infanterie-Division erfolgte der erste Einbruch auf einer Breite von ca. 10 km und einer Tiefe von 3 km. Dicht vor Saldus (Frauenburg) lagen die Divisionen des XXXVIII. Armee-Korps unter heftigem Beschuss, so dass die Verbindung zwischen der 205. und der 215. Infanterie-Division unterbrochen wurde. Auch am darauffolgenden Tag wurden die Kämpfe mit der gleichen Heftigkeit weiter geführt.

Eine Ausweitung der Kämpfe beim XXXVIII. Armee-Korps hatte zur Folge, dass auch das XVI. Armee-Korps in den Sog dieser Schlacht gezogen wurde. Eiligst wurden Teile der 227. Infanterie-Division, sowie die 12. Panzer-Division in den Raum Saldus (Frauenburg) befohlen. Ihre Gegenangriffe wurden jedoch schon im Ansatz sofort von der sowjetischen Luftwaffe und der Artillerie gestört. Zumindest der 12. Panzer-Division gelang es, die Lücke zwischen der 290. und der 215. Infanterie-Division zu schließen.

Bis zum Abend des 22. Dezember 1944 standen alle Armee-Korps im Kampf. Der Schwerpunkt lag hierbei südwestlich von Saldus (Frauenburg), im Gebiet um Pampali. Bei diesen Kämpfen zeichnete sich besonders die Sturmgeschütz-Brigade 912 aus. Die 132. Infanterie-Division sah sich gezwungen auf Pampali zurück zu weichen. Rasch anrückende Kampfgruppen der 11. Infanterie-Division verhinderten einen Durchbruch der Sowjets. Die 389. Infanterie-Division, wie auch das VI. SS-Armee-Korps standen in schwerstem Abwehrkampf. Das Korps musste dadurch einige Stellungen bei Pienava räumen. Auch die Luftüberlegenheit der Sowjets machte den deutschen Kräften das Leben schwer. Trotz zahlreicher Abschüsse durch deutsche Jäger und Flugabwehr konnte daran nichts geändert werden.

Drei Schwerpunkte zeichneten sich am darauffolgenden Tag ab. Dies war zum einen - wie bereits erwähnt - Pampali, und zum anderen das Gebiet um Zvarde, südöstlich von Saldus (Frauenburg) gelegen. Ein weiteres Angriffsgebiet kristallisierte sich am Abend des 23. Dezember im Raum nördlich von Dobele (Doblen) heraus, als dort die Russen gegen Dzukste aufmarschierten.

An Heiligabend 1944 zeigte sich die Lage der deutschen Divisionen im Bereich der 18. Armee von links nach rechts wie folgt:

Das L. Armee-Korps lag mit der 24., 122. und 389. Infanterie-Division, sowie der 12. Luftwaffen-Feld-Division im Gebiet Rubeni bis nordöstlich Lielauce-See.

Südlich Skutuni bis südostwärts Saldus (Frauenburg) befand sich das XXXVIII. Armee-Korps mit den Infanterie-Divisionen 205, 215, 290 und 329.

Die Infanterie-Divisionen 11, 132 und 225 befanden sich von Skutuni bis ostwärts Stedini im Verbund des I. Armee-Korps.

Von Rudbarzi bis südostwärts Skrunda (Schrunden) kämpfte das II. Armee-Korps mit der 31., 126., 218., sowie der 563. Infanterie-Division.

Der Einsatzraum des X. Armee-Korps befand sich südlich von Aizpute (Hasenpoth) bis nordostwärts Priekule (Preekuln). Dazu gehörte die 121. und 263. Infanterie-Division.

Das III. (Germ.) SS-Panzer-Korps mit den beiden SS-Grenadier-Divisionen "Nordland" und "Nederland" wurde zwischen Skuodas und Priekule (Preekuln) eingesetzt.

Den Abschluss zur Ostsee bildete die Korps-Gruppe Thomaschki, deren Einsatzgebiet südlich des Libauer Sees begann und bis nordwestlich von Skuodas reichte. Dieser Gruppe gehörte die 30., 32. und 87. Infanterie-Division an.

Als bewegliche Reserven wurden die drei Panzer-Divisionen 4, 12 und 14 dicht hinter der Front zurückgehalten, um zur Not an den Brennpunkten des jeweiligen Kampfgeschehens einsatzfähig zu sein. Die Bereitstellungsräume der genannten Panzer-Divisionen waren: Saldus (4. Panzer-Div.), Rudbarzi (14. Panzer-Div.), sowie Priekule (Preekuln), das der 12. Panzer-Division vorbehalten war.

In den letzten Stunden des Heiligen Abends 1944 stellten die Sowjets überraschend die Angriffsbemühungen ein. Auch am 1. Weihnachtstag herrschte relative Ruhe an der Front, wenn auch nie von einer kompletten Einstellung aller Kampfhandlungen gesprochen werden konnte. Bereits am 26. Dezember bildete sich der nächste Schwerpunkt, der im Einsatzgebiet des VI. SS-Armee-Korps zu finden war.

Die "Rote Armee" wollten mit allen Mitteln nach Liepaja (Libau) durchstoßen und versuchten dies am 27. Dezember beim II. Armee-Korps (31. und 126. Inf.-Div.). Doch mit Hilfe der herannahenden 14. Panzer-Division konnte dies verhindert werden. Zeitgleich versuchten die sowjetischen Kräfte auch bei Dzukste durchzubrechen. In dieser zweiten Phase der 3. Kurland-Schlacht bildete sich dort der größte Schwerpunkt der Kämpfe. Im Gebiet Lestene - Dzukste traf der Hauptstoß des Angriffs auf das VI. SS-Armee-Korps. Die 227. Infanterie-Division wurde südlich von Tukums bereits zuvor herausgelöst und in dieses Gebiet beordert. Das I. Bataillon des Grenadier-Regiments 322 (281. Inf.-Div.) wurde ebenfalls aus dem Gebiet um Slampe in die tobenden Kämpfe südwestlich von Dzukste geworfen. Auch die schwere Heeres-Panzerjäger-Abteilung 666 stemmte sich mit ihren 8,8 cm Geschützen den starken russischen Panzerverbänden entgegen, die aus südöstlicher Richtung auf Lestene zustießen. Am 28. 12.1944 kam der russische Angriff etwa 1 km vor Lestene zum Erliegen. Der Höhepunkt der 3. Kurland-Schlacht war überwunden.

Zu Beginn des Jahres 1945 ebbten fast überall die Kämpfe ab. Die "Rote Armee" konnte ihr Vorhaben, bis nach Liepaja (Libau) durchzubrechen, nicht in die Tat umsetzen. Die Verluste auf beiden Seiten waren in dieser 3. Schlacht enorm. Auf deutscher Seite forderte sie ca. 27 000 Mann an Verwundeten, Vermissten und Gefallenen. Die Ausfälle auf russischer Seite waren um das Vielfache höher. Anfang Januar 1945 hatte die Heeresgruppe noch etwa 400 000 Mann in Kurland. Die Sowjets begannen mit der Verlegung mehrerer Korps-Kommandos und Divisionen Richtung Ostpreußen. Auch die Heeresgruppe Nord verlegte zu Beginn des neuen Jahres einige Einheiten ins Reichsgebiet. Dies waren u.a. die 32., 227. und 389. Infanterie-Division, die 4. Panzer-Division, sowie das III. (Germ.) SS-Panzer-Korps. Weitere Einheiten sollten in den kommenden Monaten noch folgen.

Mitte Januar 1945 gab es einen Wechsel in der Führung der Heeresgruppe Nord. Neuer Oberbefehlshaber im Schloss Pelci bei Kuldiga (Goldingen) wurde Generaloberst Rendulic. Er war zuvor Oberbefehlshaber der 20. Gebirgsarmee in Nordnorwegen. Der neue Generalstabschef wurde Generalmajor Foertsch, der vorher Chef des Generalstabes der 18. Armee war. Der bisherige Oberbefehlshaber der Heeresgruppe, Generaloberst Schörner wechselte zur Heeresgruppe Mitte, wie auch sein bisheriger Generalstabschef Generalmajor von Natzmer.


Quelle: W. Haupt - Das war Kurland, Podzun-Pallas
Mit freundlicher Unterstützung des Autors Werner Haupt



© Michael Molter




1. Kurland-Schlacht
13. Oktober bis 24. Oktober 1944
2. Kurland-Schlacht
27. Oktober bis 15. Dezember 1944
3. Kurland-Schlacht
21. Dezember bis 31. Dezember 1944
4. Kurland-Schlacht
24. Januar bis 03. Februar 1945
5. Kurland-Schlacht
20. Februar bis 10. März 1945
6. Kurland-Schlacht
18. März bis 31. März 1945
Der Kampf um die Baltischen Inseln
14. September 1941 bis 25. November 1944
Die Kapitulation - das Ende in Kurland
Mitte April bis 9. Mai 1945


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