Im Januar 1944 begann die große Offensive der "Roten Armee" zur Befreiung Leningrads. Die deutschen Divisionen mussten sich von nun an immer weiter aus dem Gebiet südlich des Ladoga-Sees und vom Wolchow zurückziehen. Nach dem Abflauen der sowjetischen Winteroffensive, stabilisierte sich die Front in der "Panther-Stellung". Der Verlauf der HKL Anfang März 1944 begann im Norden bei Narwa am Finnischen Meerbusen, ging weiter nach Süden, am Westufer des Peipus-Sees entlang, über Pleskau, Ostrow, dem Verlauf der Welikaja folgend nach Opotschka, bis in das Gebiet westlich von Newel. Hier befand sich die Nahtstelle zur Heeresgruppe Mitte. Am 22. Juni 1944 setzen die Sowjets zum nächsten Schlag gegen die deutschen Divisionen an. Gegen diese Übermacht konnten die Stellungen nicht mehr gehalten werden und der Rückzug Richtung Baltikum wurde fortgesetzt. Am 26. Juli musste Daugavpils (Dünaburg) aufgegeben werden, während im Norden das III. (germ.) SS-Panzer-Korps in heftigen Kämpfen um Narwa stand.
Anfang Oktober 1944 zog sich die Front bereits ringförmig - in einem Radius von ca. 50km - um Riga herum. Südwestlich der Hauptstadt verlief sie dann weiter über Jelgava (Mitau) und Dobele, um dann südlich der Linie Moscheiken - Priekule (Preekuln) - Liepaja (Libau) an der Ostsee ihr Ende zu finden.
Nachdem sich die Soldaten der Heeresgruppe Nord Ende Oktober 1944 endgültig auf den kurländischen Raum zurückgezogen hatten, stand ihnen ein siebenmonatiger Kampf um den Brückenkopf Kurland bevor. Diese letzte Bastion wurde mit aller Zähigkeit und Verbissenheit der dort kämpfenden Einheiten verteidigt. Es war ein ungleicher Kampf gegen einen übermächtigen Gegner, der schließlich erst am 8. Mai 1945 mit der Kapitulation des Deutschen Reiches endete. Die Heeresgruppe Kurland jedoch blieb eine ungeschlagene Armee. Sie war der einzige Großverband der Wehrmacht, der außerhalb des Reichsgebietes nicht in offener Feldschlacht geschlagen werden konnte. Erst mit der Kapitulation legten die deutschen Landser die Waffen nieder und begaben sich in ein ungewisses und grausames Schicksal - in das der russischen Kriegsgefangenschaft, aus der viele - zu viele - nicht mehr nach Hause zurückkehren sollten ...
An dieser Stelle möchte ich es nicht versäumen auf das Schicksal von ca. 3000 deutschen Soldaten hinzuweisen, die es kurz vor Kriegsende, bzw. nach der Kapitulation noch bis nach Schweden geschafft hatten. Hierbei handelte es sich zumeist um Schiffbrüchige, die auf der Flucht vor der "Roten Armee" an der schwedischen Küste gestrandet waren und in verschiedenen Lagern in Schweden interniert wurden. Auf Drängen der Sowjetunion, verbunden mit der Hoffnung Schwedens auf bessere wirtschaftliche Beziehungen zum sowjetischen Nachbarn, willigte das "neutrale" Land ein, die geflüchteten Soldaten der Sowjetunion unter Außerachtlassung aller humanitären Gesichtspunkte wieder zu übergeben. Auch der Widerstand der Internierten (es befanden sich auch lettische freiwillige Wehrmachtsangehörige darunter) änderte nichts daran. Es kam zu Hungerstreiks, Verstümmelungen und Selbstmorden unter den Gefangenen. Die Transporte in Richtung Sowjetunion erfolgten zwischen Ende Dezember 1945 und Ende Januar 1946. Etwa 1200 dieser Männer kamen nicht mehr nach Hause ...
© Michael Molter
Rückzug nach Kurland aus der Sicht des Pioniers Karl Brockmann (126. Infanterie-Division)
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