Der Kampf um die Baltischen Inseln
vom 14. September 1941 bis 25. November 1944


Geschichtlicher Überblick

Von Ralf Baltes


Die drei baltischen Inseln Ösel (Saaremaa), Dagö (Hiiumaa) und Moon (Muhu) sind der Westküste Estlands vorgelagert und bilden den nördlichen Abschluß des Riga'schen Meerbusens. Sie ragen weit in die Ostsee hinein und liegen somit an den Meeresstraßen nach Helsinki, St. Petersburg, Reval (Tallinn) und Riga. Die Inseln sind geprägt durch Laub- und Kiefernwälder, Felder, Wiesen und sumpfiges Gelände. Das Klima ist durch das Meer bestimmt und gegenüber dem Festland eher mild.

Die Inseln weisen schon seit frühester Zeit Besiedelungsspuren auf. Im Mittelalter wurden die Lande von den Esten durch den Deutsch - Ritterorden erobert, der auch die große Bischofsburg in Arensburg (Kuressaare) errichten ließ. Aus dieser Zeit und der späteren Hansezeit bildete sich der Stand der Baltendeutschen, die jahrhundertelang das Leben auf den Inseln mitprägten. Die Herrschaft über die Inseln wechselte mehrfach im Lauf der Jahrhunderte: Deutsche, Dänen, Schweden, Russen und die Esten selbst hielten die Inseln in Besitz. Im I. Weltkrieg eroberte das deutsche Reich 1917 die Inseln von den Russen. Hierbei fiel der deutsche Dichter Walter Flex auf Ösel, wo er auch beerdigt wurde. 1941 wurden die Inseln von der deutschen Wehrmacht erobert. 1944 kam es zur Rückeroberung durch die Sowjetarmee. Bis zur Unabhängigkeit Estlands im Jahre 1991 wurden die Inseln von der Sowjetarmee als Militärstützpunkt benutzt. Am 29.03.2004 tritt Estland der Nato bei. Seit dem 01. Mai 2004 ist Estland Mitglied der europäischen Union.

Spätestens im II. Weltkrieg konnte der strategische Nutzen der Beherrschung der Inseln als zweifelhaft gelten. Da die Küstengewässer sehr seicht sind, ist das Gelände für größere Schiffsoperationen denkbar ungeeignet. Dies hinderte aber weder die Wehrmachtsführung 1941, noch die Sowjets 1944, die Inseln zu erobern, obwohl die eigentliche Front in beiden Fällen schon weit jenseits des Zuganges zu den Inseln lag.

1941 war anhand zweier Studien durch das Oberkommando der Heeresgruppe Nord die Eroberung der baltischen Inseln geplant worden. Die Studien "Beowulf I und II" sahen die Besetzung der Inseln - von Süden bzw. Osten her - vor. Nach der Feindlage entschied sich das Oberkommando für die Durchführung von "Beowulf II". Die 61. Infanteriedivision (I.D.) als Angriffstruppe sollte unterstützt von Marine und Luftwaffe vom östlichen Festland aus die Insel Moon besetzen, während die Marine Scheinangriffe auf die Südküste von Ösel durchführen würde. Am 14. September 1941 griff das Infanterie-Regiment (I.R.) 151, Teil der 61. I.D., die Insel Moon an; am 16.09. gelang der Übergang nach Ösel. Dort verlagerten sich die Kämpfe am 22.09. auf die Halbinsel Sworbe (Sörve). Bereits am 05. Oktober war die Südspitze von Sworbe erreicht. Wenige Tage später, am 12.10., begann der Angriff auf die nördlich gelegene Insel Dagö. Der Kampf dauerte bis zum 20. Oktober 1941. Dann war die Insel erobert und die russischen Verteidiger in Gefangenschaft genommen. In der Folgezeit wurde eine Ortskommandantur in Arensburg errichtet.

Als Ende Juli 1944 die Heeresgruppe Nord von der Sowjetarmee umschlossen wurde und Finnland am 04. September 1944 kapitulierte, rückten die baltischen Inseln wieder in Frontnähe. Gemäß Hitlers Oststrategie sollten die Inseln verteidigt werden. Diese Aufgabe wurde der 23. I.D. mit Unterstützung einiger Marineeinheiten übertragen, die Anfang September 1944 damit begannen, Truppen auf die Inseln zu verlegen. Gleichzeitig startete der Rückzug aus Estland, der am 25. September abgeschlossen war. Bereits am 29. September begann der Angriff der Sowjetarmee auf die Insel Moon, deren Verteidigung schnell überrannt wurde. Die deutschen Truppen mußten nach Ösel zurückzuweichen, so daß Moon bereits am 30.09. in russischer Hand war. Am 01.10. wurde zur Verstärkung der 23. I.D. die 218. I.D. auf die Insel Ösel verlegt. Am 02.Oktober griffen die Sowjets die 2. Baltische Insel Dagö an. Auch hier war die Insel innerhalb eines Tages besetzt. Am 03. Oktober wurde die Insel von den letzten deutschen Soldaten geräumt. Nur 2 Tage später, am 05.10. begann die Landung sowjetischer Truppen auf Ösel. Auch in diesem Fall war die Insel von den schwachen deutschen Kräften nicht lange zu verteidigen, so daß sich am 08.10. die Einheiten auf die Halbinsel Sworbe zurückzogen. Hier fanden nun die schweren Kämpfe ihren Anfang, die sich bis zum 24. November 1944 hinziehen sollten. Während dieser Zeit kam es immer wieder zu Vorbereitungen, die Insel zu räumen. Aber das Führerhauptquartier stimmte dem nicht zu. Nach einem Besuch des Oberbefehlshabers der Kurlandarmee, des späteren Generalfeldmarschalls Schörner, wurden Teile der 12. Luftwaffen-Felddivision am 23.10.44 nach Sworbe verlegt. Diese kampfstarken Einheiten wurden bis 12. November jedoch wieder auf das Festland zurückgenommen. Erst als die Truppen bis auf einen kleinen Raum der Halbinsel zusammengedrückt waren, stimmte die Heeresgruppe der Räumung der Halbinsel in der Nacht vom 23./24.11.44 zu. Schörner widersetzte sich damit einer Weisung Hitlers, der befohlen hatte, die Inseln bis zum letzten Mann zu verteidigen. Gegen Morgen des 24.11.44 war die Besatzung von Sworbe nach Windau (Ventspils) evakuiert.

Die Kämpfe um die baltischen Inseln waren zu Ende.


© Ralf Baltes





1. Kurland-Schlacht
13. Oktober bis 24. Oktober 1944
2. Kurland-Schlacht
27. Oktober bis 15. Dezember 1944
3. Kurland-Schlacht
21. Dezember bis 31. Dezember 1944
4. Kurland-Schlacht
24. Januar bis 03. Februar 1945
5. Kurland-Schlacht
20. Februar bis 10. März 1945
6. Kurland-Schlacht
18. März bis 31. März 1945
Der Kampf um die Baltischen Inseln
14. September 1941 bis 25. November 1944
Die Kapitulation - das Ende in Kurland
Mitte April bis 9. Mai 1945


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