Am 6. August 1944
Meine Lieben !
Die August-Sonne brennt tüchtig, der Durst quält einen sehr, u. die Hoffnung hier raus zu kommen ist hoffnungslos, denn es geht einmal vorwärts u. zweimal rückwärts. Am Tag kommen die russischen Schlachtflieger u. bearbeiten uns ziq [x] mal. Meiner Ansicht wird es hier nur noch 3 Möglichkeiten geben:
Tod, Verwundung oder Gefangenschaft. Nehme es bitte nicht so tragisch denn vielleicht waltet Gott doch noch meine Schritte. Indem ich Euch alles Gute wünsche verbleibe ich mit den allerherzlichsten Grüßen u. tausend lieben Küssen, immer Euer
Vati.
Was macht mein Liebling? Die letzte Post die ich von euch habe ist vom 19.7.
Der Brief seines letzten Kompaniechefs an meine Mutter hatte folgenden Wortlaut:
Im Felde, den 15.9.44
Sehr geehrte Frau Pyschik!
Nach Ablauf der vorgeschriebenen Wartezeit und in Beantwortung Ihrer Anfrage vom 27.8.44 muss ich Ihnen leider mitteilen, dass Ihr lieber Mann, der Obergefreite Paul Pyschik seit 8.8.44 vermisst wird.
Ich weiß wie furchtbar Sie diese überaus schmerzliche Nachricht treffen wird. Seien Sie versichert, dass von der Kompanie aus alles getan wurde um etwas über sein Schicksal zu erfahren.
Nach den schweren Kämpfen der letzten Wochen, drohte der Russe im Raum Schönberg - ca. 70 km südlich Riga - durchzubrechen.
Um das zu verhindern wurden auch die Trosse eingesetzt. Am 8.8.44 ging der Gegner über den kleinen Fluss bei Memelehof und drückte uns vorübergehend aus der Stellung. Nach Aussage eines Mannes sollte dabei unser Paul Pyschik, an der Hand leicht verwundet, zum Verbandsplatz gegangen sein. Leider stellte sich nach Vernehmung heraus, dass dies nur Vermutungen des Betreffenden waren. Da aber die zustehenden Bezüge der Verwundeten möglichst schnell abgesandt werden mussten, denn die alte Einheit wurde aufgelöst, erhielten Sie vorzeitig das Geld. Bis heute ist keine Lazarettmitteilung bei der Kompanie eingegangen und darum muss Ihr Mann damals in russische Hände gefallen sein. Ich möchte Ihnen durchaus keine unberechtigten Hoffnungen machen, aber es ist möglich, dass er in Gefangenschaft geraten ist.
Wir alle nehmen teil an Ihren Schmerz und hoffen, dass Sie vor dem Schlimmsten bewahrt bleiben.
Ich grüße Sie,
Ihr sehr ergebener
Sauer [?]
Leutnant u. Kp.-Fhr. [Kompanieführer]
[Dienststempel:] Hoheitszeichen
Dienststelle
Feldpostnummer 09865 C
Diese beiden Briefe wurden von Herrn Christian Pyschik, dem Sohn des Obergefreiten Paul Pyschik, übermittel.
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