Lettland, 18.12.1944
Meine lieben Eltern!
Ich hoffe, dass Ihr das Weihnachtsfest gut verlebt habt und wünsche Euch nun ein gesundes und glückliches Neujahr. Möge in diesem Jahr dieser elende Krieg sein Ende nehmen.
So aber bin ich in einer Ersatzgruppe. Heute sind wir nur noch zwei Mann, die anderen sind schon im Graben. Am 14.12. bin ich wieder raus gekommen und gleich abends falle ich über eine Wurzel und kugele meinen rechten Daumen aus. Ich habe eben noch Schonung, sonst wäre ich auch mit im Graben. Wir liegen ca. 200 m hinter der H.K.L. und schiebe hauptsächlich Wache, auch Streifendienst, was weniger schön ist. Die Gräben sind zum Teil voll Wasser und müssen wir schon oben langgehen. Diese Nacht sind die Russen mit ca. 30 Mann in einem Abschnitt eingedrungen und haben ein MG weggeholt.
Einige Wochen war ich beim Tross und der wurde dann um 60-70% verkleinert. Die Pferde mussten abgegeben werden und werden nun wohl auch geschlachtet.
Es wird eben dunkel. Licht ist sehr knapp, wir brennen schon Schuhfett.
Ich schließe mit herzlichen Grüßen, auch an alle Verwandten, auch an Dietrich (Schwager und Soldat), wo mag er sein?
Euer Erich
Nachstehend die Meldung der Kompanie:
O. U.. den 18. Januar 1945
Frau
Helina Baars
Braunschweig, Wienerstr. 6
Bei einem Angriff der Russen am 23.12.44 ist Ihr Mann, Soldat Erich Baars von der Kompanie abgekommen und bis heute nicht mehr zurückgekehrt. Es besteht die Möglichkeit, dass er sich als Versprengter bei einer anderen Einheit, oder als Verwundeter in einem Lazarett befindet. Mitteilungen hierüber sind der Kompanie bisher nicht zugegangen.
Falls Ihnen eine Nachricht zugegangen, bzw. eine neue Anschrift Ihres Mannes bekannt ist, wird um Angabe der neuen Anschrift gebeten.
Lt. und Komp.-Führer
Seit dem 23.12.1944 wird der Soldat Erich Baars vermisst. Er war Angehöriger der 2. Kompanie des Sicherungs-Bataillons 307.
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