Der folgende Brief zeigt sehr deutlich, dass sogar schon während des Krieges nach den Gräbern von gefallenen Familienangehörigen gesucht wurde.
11.1.1945
Liebe Annelies und Ingrid!
Euren Brief habe ich erhalten. Ich versuche ganz selbstverständlich Deine Bitten zu erfüllen.
Habe gestern schon einen in der Nähe liegenden Heldenfriedhof besucht, leider hab ich Euren lieben Vati nicht dort gefunden. Nun habe ich ja den genauen Ort um zu suchen. Gestern bin ich aufs Gratewohl gewesen und es konnte ja auch der Fall sein, dass Erich dort begraben liegt. Nun habe ich heute eine Karte vom Ort Stepini besorgt und schicke sie Dir anbei mit, damit Du Dir wenigstens ein Bild machen kannst wo Erich begraben sein muss. Die Gegend liegt nicht mehr in unserem Abschnitt aber ist nicht sehr weit von mir weg. (rd. 20 km)
Jetzt besteht noch eine Schwierigkeit, der Friedhof liegt, wie ich von hier aus festgestellt habe vielleicht schon hinter unserer H.K.L. (Hauptkampflinie), also auf russischer Seite. Es ist möglich, dass er direkt in der vorderen Grabenlinie liegt. Das alles muss ich erst mal feststellen. Annelies, wenn er noch auf deutscher Seite liegt, dann lasse ich mir frei geben und mache mich mal zu Fuß die Achse um eventuell das Grab zu fotografieren, allerdings muss ich mir da noch einen Apparat besorgen aber wird schon auch klappen.
Die Einheit hatte ich schon angeschrieben gleich als mir Ilse die F.P.-Nr. von Erich geschickt hatte und ich noch nicht wusste das Erich schon fürs Vaterland gefallen ist. Heute habe ich telefoniert und wollte Näheres erfahren, leider ist die Einheit bei der Erich war schon nicht mehr hier oben. Höchstwahrscheinlich sind sie nach einer anderen Front, Süden oder Westen gekommen, denn sonst müsste ich doch schon Nachricht haben, hatte an die Einheit am 5.1. geschrieben.
Hoffentlich wird dieser Brief nicht geöffnet, denn es ist verboten Karten nach hause zu schicken oder sonst welche Angaben zu machen. Du musst entschuldigen Annelies wenn ich mit der Maschine schreibe, ich habe immer sehr wenig Zeit und es ist schon sehr spät abends.
Ich hoffe jedenfalls Dir noch manche Aufklärung zukommen lassen zu können. Schade, dass die Einheit nicht mehr hier oben liegt, sonst hätte ich vielleicht noch manches Stück von Erich seiner Prv.-Ausrüstung auftreiben und Euch zuschicken können.
Für heute muss ich schließen, wenn ich mehr erfahren habe, schreibe ich Euch sofort Bescheid.
Also liebe Annelies, alles Gute.
Recht herzliche Grüße
Heinz
(persönlich unterschrieben)
Folgendes Schreiben erging an die Familie des Gefallenen:
Lt. Heinz Harms Fp. No. 31 863 C |
Im Osten, den 21.12.1944 |
Frau
Anneliese Geitz
10 Ottendorf-Okrilla / b. Dresden
Talstr. 5
Sehr geehrte Frau Geitz!
Bezugnehmend auf mein Schreiben vom 9. dieses Monats muß ich Ihnen leider mitteilen, daß sich auch beim Troß der Kompanie keine Nachlaßsachen befinden.
Ferner bitte ich Sie höflichst um Entschuldigung; denn in meinem Schreiben vom 9.12.1944 ist mir ein grober Fehler unterlaufen. Ihr Gatte, der Grenadier Erich Geitz, ist nicht am 29.11.44, sondern bereits am 28.11.1944 in den frühen Nachmittagsstunden für Großdeutschland gefallen.
In aufrichtigem Mitgefühl verbleibe ich mit
Heil Hitler!
Ihr ergebener
Harms
Leutnant (V.D.) und Kompanieführer
Der Gefallene ruht heute als unbekannter deutscher Soldat im Block C der Kriegsgräberstätte in Saldus (Frauenburg).
|