Am 16.September 1944 schrieb Major und Ritterkreuzträger Heinrich Ochssner den folgenden Brief an seine junge Ehefrau Dorothea. Er war zu dieser Zeit als Bataillonskommandeur des Füsilierbataillons 132 (132. Inf.-Div.) im Einsatz. Nur zwei Stunden später wurde Heinrich Ochssner am Bahnhof in Ergli von einem Granatsplitter tödlich getroffen. Danach wurde er noch zum Oberstleutnant befördert - Ein schwacher Trost für die Hinterbliebenen...
16.9.44 14.3o
Mein liebstes Dorlein,
ganz schnell einen gefechtsmäßigen Bericht von mir. Es geht mir noch gut und ich blicke voller Zuversicht in die Zukunft. Wir stehen im Abwehr und Angriffskampf und werden die Kiste schon schaukeln. Ich bin leider in der unangenehmen Lage, dass ich z.Zt. nichts von meinem Regiment bei mir habe, ich führe eine Kampfgruppe und ärgere mich mit Splitterverbänden herum.
Mein Regiment ist leider getrennt ausserhalb des Divisionsabschnittes eingesetzt. Viel Freude brachte mir gestern Abend Dein lieber Brief. Dass Du so viel Freude über das Ritterkreuz hast, freut mich ja am meisten. Gelacht habe ich ja über die 1oo RM die ich nun mehr bekommen soll. Davon habe ich bisher noch nichts gehört und ich muss gestehen, dass ich mich dafür auch noch nicht interessiert habe. Ich bin nun mal kein Materialist.
Auch von einem Sonderurlaub hat man hier noch nichts gehört. Das ist nun wieder eine Enttäuschung für Dich. Für mich übrigens auch. Dass es mich grade auch nicht freudig stimmt, dürfte Dir ein Trost sein. Um mich mach Dir keine Sorgen, ich komme schon durch, ich habe ja meinen treuen Schutzengel der mich bewacht und heil zu Dir zurück führt.
Die Krise unserer Kriegsführung ist nun bald überwunden. Den Tiefpunkt haben wir sicher überschritten. Bis Ende September müssen wir die drohenden Durchbrüche im Westen und Osten verhindern. Dann geht es wieder aufwärts. Es muss.
Lass es Dir gut gehen und Dir sagen, dass ich Dich über alles zärtlich liebe und immer nur Dir gehöre. Ich umarme Dich fest und bin mit vielen lieben Grüssen und Küssen immer
Dein Heiner
Nach diesen tragischen Ereignissen von damals, konnte niemand ahnen, was sich fast 60 Jahre später daraufhin noch ereignen sollte...
Lesen Sie dazu noch: Die Geschichte einer Kriegerwitwe
|