Erlebnisse eines estnischen Luftwaffenhelfers


Damals in Kurland hatten wir keinen bestimmten Dienst gehabt. Wir wohnten in einer lettischen Kriegsmarine-Kaserne, in der Nähe vom Hafen. Jeden Abend war Fliegeralarm und die Russen hatten den Hafen und die Kaserne bombardiert. Die Kaserne hatte keine Fensterscheiben mehr und wir hatten nur das beste Zimmer benutzt. Nicht weit entfernt war ein Fichtenwald und etwa 500 Meter weiter war eine Eisenbahn - es war nur ein kleiner Bahnhof. An einem Abend ist ein Zug mit Rotkreuz-Wagen angekommen. Es waren drei bis vier Wagen mit kranken und verwundeten Soldaten. Der Zug hatte auch Flüchtlinge aus vielen Ländern dabei, auch Pferde mit Pferdewagen befanden sich darunter. Als der Zug anhielt, gab es wieder Fliegeralarm und russische Flugzeuge fingen an zu bombardieren. Der Zug bekam einen Volltreffer und nach einer halben Stunde hatten die Russen damit aufgehört. Wir waren die Ersten, die zu Hilfe kamen. Ich werde nie vergessen was ich sah: Die toten und verwundeten Menschen, zusammen mit den Pferden und Wagen mit verschiedenen Gütern...

Meine andere Geschichte ist, als wir von Liibavi (zu Deutsch Libau) mit dem Schiff abfuhren. Ich kann mich nicht mehr ganz genau erinnern, ob es nun 10 oder 12 Schiffe waren. Unser Schiff war voll geladen mit allem Möglichen: Flüchtlinge, Frauen und Kinder und viele verwundete Soldaten, Pferde nebst Pferdewagen vom Krieg. Es gab überhaupt keinen Platz sich hinzulegen; man konnte nur halb sitzen. Es war Mitternacht oder etwas später sogar, als das Wasser über das Schiff kam und wir dachten alle, es wäre das Ende und wir würden alle untergehen. Kein Mensch durfte oben auf das Schiff gehen, alle Türen waren verriegelt. Später, am Morgen, erklärte uns die Schiffsmannschaft, dass ein russisches U-Boot mit Torpedos uns zerstören wollte. Der Kapitän, der das Schiff steuerte, hatte es früh genug bemerkt und die Richtung geändert, so dass die Torpedos uns zum Glück nicht getroffen hatten und wir Gott sei Dank mit viel Glück in Danzig gelandet sind. Das war kurz vor Weihnachten 1944. Im Anschluss erhielt ich eine neue Ausbildung in Deutschland (Vierling-Flak) und später in Dänemark noch eine Geländeausbildung und danach kam ich zu der 20. estnischen Division.

Erlebnisse eines estnischen Luftwaffenhelfers von links nach rechts: Heikki Velvet, Paul Mihkelson, Heino Loos, Boris Gonischeff, Meinard Saar
Riga, Oktober 1944



Von Heikki Velvelt,
damals Luftwaffenhelfer aus Estland




Erlebnisbericht 1:
"Gegenstoß in Kurland"
Erlebnisbericht 2:
"16. Februar 1945"
Erlebnisbericht 3:
"Kartoffelbunker"
Erlebnisbericht 4:
"Panzerdurchbruch"
Erlebnisbericht 5:
"Mein letzter Einsatz in Kurland"
Erlebnisbericht 6:
"Erlebnisse eines estnischen Luftwaffenhelfers"
Erlebnisbericht 7:
"Als Luftwaffenhelfer im Kurland-Kessel"
Erlebnisbericht 8:
"Beginn der Gefangenschaft in Kurland"
Erlebnisbericht 9:
"Persönliche Erinnerungen von Friedrich Horstmann"
Erlebnisbericht 10:
"Zug- und Kompanieführer im Kurland-Kessel"
Erlebnisbericht 11:
"Militärische Stationen von Günter Schlagmann - 126. Inf.- Div."
Erlebnisbericht 12:
"Gefangenschaft im Schoß von Väterchen Russland"
Erlebnisbericht 13:
"Stafversetzung nach Kurland"
Erlebnisbericht 14:
"Einsatz in der Nahkampfdiele"
Erlebnisbericht 15:
"Harald Kägebein schreibt über seinen vermissten Onkel"
Erlebnisbericht 16:
"Wilhelm Hopp beschreibt die ersten Tage in Gefangenschaft"
Erlebnisbericht 17:
"In russischer Kriegsgefangenschaft, von Otto Solbach"
Erlebnisbericht 18:
"Alfons Wohlgemuth über einen Gegenstoß bei Preekuln"
Erlebnisbericht 19:
Dokumente des Obergefreiten Anton Seitz
Erlebnisbericht 20:
"Erlebnisse, die man nie vergisst - Rudi Richter"


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